Pushpak HarivamshaZurück WeiterNews

1.8. Die endlosen Zyklen der Zeit

Janamejaya fragte:
Oh höchst intelligenter Brahmane, bitte beschreibe mir die Yugas und die Länge eines Tages von Brahma.

Und Vaisampayana sprach:
Oh Feindebezwinger, höre mich, wie ich dir den Tag von Brahma mittels denselben Zeiteinheiten berechne, welche die Menschen für ihre Tage und Nächte verwenden. 15 Nimeshas (Augenzwinkern, ca. 0.2sek) sind ein Kahshta. 30 Kahshtas sind ein Kala und 30 Kalas ein Muhurta. Und die Gelehrten betrachten 30 Muhurtas als das Maß für einen Tag und eine Nacht bezüglich der Bewegung der Sonne und des Mondes. Solche Tage und Nächte gibt es in allen Ländern rund um den Berg Meru. 15 Tage und Nächte sind ein Paksha, zwei Pakshas ein Monat und zwei Monate eine Jahreszeit. Drei Jahreszeiten sind ein Ayana und zwei Ayanas ein Jahr. Wer den Lauf der Zeit kennt, weiß, daß es eine helle und eine dunkle Jahreshälfte gibt, in denen die Sonne nördlich oder südlich wandert. Wer den Lauf der Zeit noch tiefer durchschaut, weiß auch, daß ein Monat für die Menschen ein Tag und eine Nacht für die Ahnen sind. Dabei ist die dunkle Monatshälfte (abnehmender Mond) ihr Tag und die helle (zunehmender Mond) ihre Nacht. Deshalb, oh König, werden die Opfer für die verstorbenen Ahnen in der dunklen Monatshälfte durchgeführt. Und das, was die Menschen als ein Jahr betrachten, ist ein Tag und eine Nacht für die Götter. Ihnen gilt der nördliche Lauf der Sonne (die heller werdende Jahreshälfte) als Tag und der südliche Lauf (die dunkler werdende Jahreshälfte) als Nacht. Zehn Götterjahre sind wiederum ein Tag und eine Nacht des Manu. Zehn solche Tage bilden ein Paksha des Manu, zehn Pakshas einen Monat, und zwölf Monate kennen die Gelehrten als eine Jahreszeit des Manu. Drei Jahreszeiten bilden ein Ayana und zwei Ayanas ein Jahr des Manu. (Das sind insgesamt 72.000 Götterjahre, was bedeuten würde, daß ein Manu in einem Manwantara knapp 12 Manu-Jahre alt wird. 120 würde mehr Sinn machen. Vielleicht ist die erste Zehn zuviel.)

Oh König, viertausend (Götter-) Jahre bilden die Länge eines Krita Yuga (goldenes Zeitalter) zuzüglich vierhundert Jahre Morgendämmerung und vierhundert Jahre Abenddämmerung. Die Länge des Treta Yuga (silbernes Zeitalter) ist dreitausend Jahre, und die Dämmerungen sind jeweils dreihundert Jahre. So sagt man auch, daß die Länge des Dwapara Yuga (bronzenes Zeitalter) zweitausend Jahre beträgt zuzüglich der Dämmerungen von zweihundert Jahren. Das Kali Yuga (eisernes Zeitalter) berechnen die Gelehrten mit eintausend Jahren und die Morgen- und Abenddämmerung mit jeweils hundert Jahren. Damit habe ich dir die Länge der Yugas beschrieben, die zusammen 12.000 Götterjahre zählen. Krita, Treta, Dwapara und Kali - diese vier Yugas bilden ein Mahayuga. Oh Erster der Könige, nach einundsiebzig solcher Mahayugas geht ein Manwantara (die Epoche eines Manus) zu Ende. So sagen jene, die in der Wissenschaft der Zahlen gelehrt sind. Auch diese Zeit teilt sich in eine heller und eine dunkler werdende Hälfte. Am Ende der letzten Hälfte beendet der Manu seine Herrschaft und geht ins Brahman ein. Danach übernimmt ein neuer Manu für die gleiche Zeit die Herrschaft. Auf diese Weise entstehen und vergehen die Manus.

Oh König der Könige, die Gelehrten sagen, daß ein Jahr von Brahma die Länge von 10.000 Manwantaras hat (360*2*14=10.080). Ein Tag von Brahma wird als Kalpa (Schöpfungstag) bezeichnet. Zum Anbruch der Nacht versinkt die ganze Erde mit ihren Bergen, Wäldern und Ländern im Wasser. Und wie die Gelehrten wissen, dauert diese Nacht 1.000 Mahayugas. Oh Bester der Bharatas, danach beginnt wieder ein Tag von Brahma, den man Kalpa (Schöpfungstag) nennt, welcher wiederum nach 1.000 Mahayugas zu Ende geht. Damit habe ich dir den Zyklus aus einundsiebzig Mahayugas beschrieben, die jeweils aus Krita, Treta, Dwapara und Kali Yuga bestehen, und die man auch Manwantara nennt, sowie die vierzehn Manus, die darin ihren Ruhm als Herrscher entfalten. Oh König, diese Stammväter werden überall in den Veden und Puranas beschrieben. Ihr Lob zu singen ist für die Menschen voller Segen. In jedem Manwantara gibt es zahllose Schöpfungen und Auflösungen. Selbst in hundert Jahren könnte ich dir nicht alles über diese Epochen erzählen. Oh Erster der Bharatas, in jedem Manwantara gibt es ein Entstehen und Vergehen aller lebendigen Geschöpfe mit ihren Göttern und den sieben Rishis, die beständig Entsagung üben, ein frommes Leben führen und die Weisheit der heiligen Schriften bewahren. Jedes Kalpa endet nach tausend Mahayugas. Dann verbrennt die Sonne mit ihren Strahlen alle grobstofflichen Geschöpfe. Und die Götter (und alle feinstofflichen Wesen) gehen unter der Führung von Brahma in den allmächtigen Narayana ein, der Gottheit, die stets im Yoga vertieft ist, dem Meister aller Yogis, ungeboren, ewigseiend, die Seele von allem, aus der alle Wesen in den verschiedenen Kalpas entstehen. Das ist der ungesehene und zeitlose Gott, dem das ganze Universum gehört.

Dann beginnt die Brahma-Nacht, wenn alles in einem Meer versunken ist. Alles schläft zusammen mit Brahma im Körper von Narayana für tausend Mahayugas. Diese Zeit nennt man die Nacht von Brahma, wo der Große Vater im Yoga-Schlaf versinkt. Am Ende dieser Nacht, nachdem tausend Mahayugas vergangen sind, erwacht der Schöpfergott Brahma, der Große Vater von allen Wesen. Mit dem Wunsch nach Entstehung und Vermehrung richtet er seinen Geist erneut auf das Werk der Schöpfung. So kommt die gleiche alte Erinnerung wieder zur Existenz, der gleiche Charakter, der gleiche Tatendrang und die gleichen Wohnstätten der Götter, nur mit einer neuen, äußerlichen Erscheinung. Oh Erster der Bharatas, so werden zu Beginn eines Schöpfungstages alle Himmlischen, Götter, Yakshas, Gandharvas, Pisachas, Nagas, Rakshas und anderen Wesen wiedergeboren, die zuvor von den Strahlen der Sonne verbrannt worden waren. In gleicher Weise, wie sich zur rechten Zeit die verschiedenen Merkmale der Jahreszeiten zeigen, so erscheinen die verschiedenen Arten der Schöpfungen in der Morgendämmerung nach der Brahma-Nacht. Ist er erst einmal (aus der Lotusblüte vom Bauchnabel Narayanas) hervorgekommen, ergreift der Große Vater das Werk der Schöpfung.

Oh mein Sohn, oh Erster der Bharatas, nur jene Götter, Menschen und Heiligen, die jegliche Anhaftung an den Körper überwunden haben und im Geist rein sind, vereinigen sich mit dem Höchsten Brahman und werden sogar in einem neuen Schöpfungszyklus nicht wiedergeboren. So teilt die Gottheit, der Erhalter von allem und Kenner der Zeit, den Tag von Brahma in tausend Mahayugas, wie auch seine Nacht, und schafft und zerstört auf diese Weise alle Geschöpfe in ewigen Wellen. Diese Gottheit, der Herr Narayana, der auch Hari genannt wird, besteht damit sowohl in seiner feinstofflichen als auch grobstofflichen Form.

Oh Erster der Bharatas, ich werde dir nun die Geschichte von Manu Vaivaswata erzählen, der aus einem kleinen Teil seiner Energie geboren wurde. Höre achtsam diese alte Geschichte des höchst strahlenden Manu, welche ich dir zusammen mit der Geschichte des Vrishni Stammes erzähle. Denn in diesem Stamm wurde der allmächtige große Herr, der auch Hari genannt wird, zum Wohle aller Welten und zum Untergang der Dämonen geboren.


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