Pushpak Aptavani 1Zurück WeiterNews

117. Liebe und Anhaftung

Der Heilige Kabir sagte: „Was kommt und geht, ist keine Liebe. Die wahre Liebe wohnt im Herzen und ist unvergänglich!“

Was ist wahre Liebe? Das ist die Liebe, die nicht kommt und geht. Nur die wahre Liebe ist beständig und stets die gleiche. Wahre Liebe ist göttliche Liebe. Jede andere Liebe, die schwankt und zu- und abnimmt, ist keine wahre Liebe, sondern persönliche Anhaftung.

Nur die Liebe des erleuchteten Geistes ist reine Liebe, und nirgends sonst kann man sie finden. Was du an sogenannter Liebe in der Welt zwischen Ehepartnern, Kindern und Eltern oder Dienern und Herrn findest, ist eine Liebe voller Erwartungen. Doch das erkennt man oft erst, wenn sie zerbricht. Denn solange die Beziehung erfreulich ist, ist alles gut. Wenn sich aber Verbitterung erhebt, kommt die große Enttäuschung. Selbst die innigste Liebe zwischen Vater und Sohn kann für immer zerbrechen, wenn der bisher so treue Sohn in einem Moment des Zorns seinen Vater als Dummkopf beschimpft, und der Vater ebenso zornig antwortet: „Du bist nicht mehr mein Sohn, und ich bin nicht mehr dein Vater!“ Wenn wahre Liebe zwischen ihnen wäre, dann würde sie unabhängig von allen Umständen bestehen. Nur das wäre wahre Liebe, was sonst? Was sich auf Erwartungen gründet, wird Anhaftung genannt und gleicht einer Beziehung zwischen Käufer und Verkäufer. Es ist also nichts anderes als ein Pakt oder ein Tauschhandel. So ist die Liebe in der Welt in Wirklichkeit nur Anhaftung. Wahre Liebe zerbricht an keiner Trennung und nimmt alles, wie es ist. Da gibt es kein Dafür- oder Dagegenhandeln. Wahre Liebe ist das Höchste Selbst, und diese Liebe fließt in allem gleich. Sie kennt weder ein Abnehmen noch ein Zunehmen. Denn das Ab- und Zunehmen ist das Wesen der Anhaftung.

Die Leute haften sogar an ihren Betten an. Manche lieben ein weiches Bett, andere ein hartes. Und wer ein weiches Bett liebt, kann nicht in einem harten schlafen, und wer ein hartes Bett liebt, nicht in einem weichen. Jede Anhaftung ist Gift, und jede Freiheit ist wie Nektar. Solange man nicht von Anhaftung frei ist, kann man keine wahre Liebe in der Welt erhalten. Wahre Liebe entsteht aus der Freiheit von Anhaftung, und die vollkommene Liebe ist Gott selbst.

Jede Liebe ohne Selbsterkenntnis ist vergänglich, und heutzutage richtet sich die Liebe vor allem auf die sinnliche Natur. Welchen Wert hat solche Liebe? Die wahre Liebe öffnet alle Tore. Was könnte mit der Liebe des erleuchteten Geistes nicht erreicht werden? Dagegen lässt die egoistische Liebe auch die schönsten Menschen hässlich erscheinen, während die uneigennützige Liebe des reinen Selbst einen Menschen schön macht, auch wenn er körperlich missgestaltet ist. Nur wenn sich die reine Liebe verkörpert, kommt die Schönheit von innen. Was suchen denn die Leute in der Welt (wie zum Beispiel in ihrem Ehepartner)? Sie suchen natürlich die bedingungslose Liebe ohne Egoismus und ohne Erwartungen. Aber all die Konflikte der Gegensätze im weltlichen Leben erzeugen immer wieder Anhaftung. Diese Gegensätze sind wie nahrhafte Vitamine für die Anhaftung. Und ohne diese Gegensätze wäre man von Anhaftung frei.

Gott sagt: „Alles Leiden, das aus den Problemen der Welt kommt, ist hilfreich und heilsam. Denn die Anhaftung der weltlichen Liebe kann dich niemals befreien.“ Die ganze Welt ist im Netz der weltlichen Liebe gefangen, deshalb halte sicheren Abstand und verhalte dich zu allen freundlich, aber ohne Anhaftung. Hafte nirgends an und verliere dich nicht in die Anhaftung weltlicher Liebe! Doch falle auch nicht ins Gegenteil, denn die Abneigung führt ebenfalls nicht zur Befreiung. Also sei wachsam! Wenn du Befreiung suchst, solltest du deinen Feinden dankbar sein. Denn deine Freunde erzeugen viel Anhaftung, wogegen dir deine Feinde helfen. Du solltest dich freundlich und ohne sie zu verletzen auch von denen befreien, die dich mit Zuneigung verwöhnen, denn jegliche Abneigung (und auch Anhaftung) lässt dein weltliches Leben fortbestehen.

Anhaftung ist eine wesentliche Eigenschaft der Körperlichkeit. Was ist das für eine Eigenschaft? Sie gehört zum Wesen der Teilchen und gleicht einem Magnet, der Eisennadeln anzieht. So zieht auch die Körperlichkeit all jene Teilchen an, die dazu passend sind. Das ist Anhaftung. Und diese Anhaftung kann über oder unter dem Normal sein. Wahre Liebe ist unveränderlich in der Normalität, ewig und unvergänglich. Sie nimmt weder zu noch ab und kennt keinerlei Veränderung. Anhaftung ist eine Eigenschaft des gewöhnlichen halbwachen Bewusstseins. Das wahrhaft erwachte Bewusstsein ist davon frei.

Die Ursache für die scheinbaren Einheiten im weltlichen Leben (wie dein Körper, Familie, Besitz usw.) ist die Eigenschaft der Teilchen und die körperliche Anhaftung. Aber wie sich das entwickelt, ist schwer zu sagen. Solange die Teilchen zusammenpassen, gibt es Anhaftung und ein Gefühl der Harmonie und Einheit. Aber sobald sie sich abstoßen, entsteht Abneigung und ein Gefühl der Trennung und des Verlustes. Denn wo immer es Anhaftung gibt, wird auch Abneigung entstehen. Während der Anhaftung verschwindet jede Achtsamkeit dafür, was heilsam und unheilsam ist, denn diese Achtsamkeit existiert in vollkommener Weise nur in der wahren Liebe.

Das ist die ‚Wissenschaft‘ der Körperlichkeit (die alte indische Lehre der Parmanus). Das reine Selbst ist darin nicht verstrickt. Und doch glauben die Leute aufgrund ihrer Illusion während der körperlichen Anhaftung: „Ich bin es, der anhaftet!“ Aber das reine Selbst kann nirgends anhaften. Es hat eine wesenhafte Entsagung für alles, was der Anhaftung oder Abneigung unterliegt. All dieser egoistische Stolz, der Handelnde zu sein, ist nichts anderes als Anhaftung, und aus diesem Grund haben weltliche Menschen eine Anhaftung am Körper und eine Abneigung gegen das reine Selbst.

118. Die Schuld liegt beim Leidenden

In der Welt findet man überall Richter, aber der entscheidende natürliche Richter in der karmischen Welt ist: „Die Schuld liegt beim Leidenden!“ Das ist die grundlegende Gerechtigkeit, welche die ganze Welt steuert. Aber die Leute sind in weltlicher Gerechtigkeit gefangen. Diese weltliche Gerechtigkeit ist Illusion und treibt dich im Kreislauf von Geburt und Tod.

Was wird zum Beispiel die weltliche Gerechtigkeit tun, wenn du bestohlen wurdest? Die Leute würden dich bedauern und trösten und großes Mitleid fühlen, aber den Dieb mit allen möglichen Schimpfworten beschuldigen und verfluchen. Dagegen würde die wahre Gerechtigkeit des natürlichen Gesetzes dich beschuldigen. Warum? Sie schaut, wer vom Leiden betroffen wird. Leidet der Dieb oder leidest du? Denn dort, wo das Leiden entsteht, liegt auch die Schuld. Das ist das natürliche Karma-Gesetz. Auch der Dieb wird leiden und seine Schuld bezahlen müssen, wenn er gefangen und eingesperrt wird. Aber noch erfreut er sich an der Beute und genießt vielleicht gerade ein Essen im Restaurant. Und wer leidet im Moment? Du leidest, und das natürliche Gesetz sagt zu dir: „Die Schuld liegt beim Leidenden!“ Denn du begegnest hier der Wirkung einer Schuld, die du irgendwann im vergangenen Leben angesammelt hast. Und genau aus diesem Grund wurdest du heute bestohlen und musst leiden.

Deswegen verkünden wir heute in aller Offenheit das natürliche Gesetz im (Karma-) Gericht der Natur, und das lautet: „Die Schuld liegt beim Leidenden!“ So leiden die Menschen unter ihren eigenen Fehlern. Wenn du von einem Stein getroffen wirst und darunter leiden musst, dann liegt die Schuld an deinem Leiden nicht bei dem, der den Stein geworfen hat. Wer leidet, ist schuldig. Welche Fehler die Leute in deiner Umgebung auch begehen, solange du keine entsprechende Schuld hast, wirst du darunter nicht leiden müssen. Aber wenn du darunter leiden musst, dann sei sicher, dass es deine persönliche Schuld ist, die dich leiden lässt. Je mehr Schuld man angesammelt hat, umso mehr muss man in der Welt leiden. Deshalb braucht man in jeder Situation nur schauen, wer der Leidende ist, und man erkennt, wo die Schuld liegt. Wer die bitteren Früchte erntet, ist der Handelnde, der sie verursacht hat. Und der Handelnde zu sein, ist nichts anderes als Egoismus.

Wenn dein Finger ins Getriebe einer Maschine kommt, die du selbst gebaut und in Gang gesetzt hast, dann wird sie dich nicht freilassen, auch wenn sie deine eigene Schöpfung ist. Selbst wenn du sie anflehst, sie wird dich nicht loslassen. Sie lässt dich damit wissen, dass die Schuld bei dir liegt, weil du leidest. In gleicher Weise ist diese Welt eine Maschine, und die Leute sind die Zahnräder, die ineinander greifen. Wenn das nicht so wäre, gäbe es keinen Streit zwischen Ehepartnern, und jeder würde in seinem eigenen Zuhause glücklich sein. Aber so ist es nicht. Kinder, Ehepartner und alle anderen sind wie Zahnräder in einem riesigen Getriebe. Und das natürliche Gesetz (dieses Getriebes) bestraft nur die Schuldigen. Eine Schlange wird nur einen Schuldigen beißen, auch wenn neben ihm noch sieben andere im Raum schlafen. Das ist das Werk der natürlichen Ordnung (von Ursache und Wirkung).

Wo das natürliche Gesetz „Die Schuld liegt beim Leidenden!“ gilt, braucht man keinen anderen Richter. Warum sollte jemand äußerlich zum Richter berufen werden? Alles, was die weltlichen Richter tun, ist das Anhören beider Seiten und das Verurteilen entsprechend ihrer Intelligenz. Dabei beschützen sie vor allem ihren eigenen Ruf und stellen die anderen bloß. Wo das natürliche Karma-Gesetz herrscht, braucht man solche Richter nicht. Jeder Mensch könnte sein eigener Richter, Ankläger und Verteidiger in einem sein. Doch wird er sich auch wirklich richten? Nein, ein gewöhnlicher Mensch wird sich schonen und seine Fehler weiter machen. Und woher könnte wahre Gerechtigkeit kommen? Vom erleuchteten Geist, denn der ist unparteiisch, sogar wenn es um den eigenen Körper geht. Wer aber Richter, Ankläger und Verteidiger in einer Person ist, wird nur zu seinen eigenen Gunsten entscheiden, und damit bleibt er immer weiter gebunden. Wenn der Ankläger (die Vernunft) eine Schuld vorträgt, wird sich der Verteidiger (der Intellekt) herausreden und der Richter (das Ego) die Unschuld bestätigen. Auf diese Weise bindet man sich an die Schuld und erzeugt neues Karma. Für den Pfad der Befreiung ist es aber unerlässlich, den wirklich Schuldigen zu finden, der dich bindet. Und der einzig Schuldige ist der Leidende. Für die weltliche Gerechtigkeit erscheint er als Opfer, aber die göttliche Gerechtigkeit erkennt die Schuld in ihm. Wahrlich, dieses Großväterchen (‚Dada‘) sieht es durch reine Erkenntnis wie es ist: „Die Schuld liegt beim Leidenden!“

Wer diese Aussage vollkommen versteht und verinnerlicht, wird die Befreiung erreichen. Die Schuld in anderen zu suchen, ist sicherlich der falsche Weg. Dann verurteilst du aus Unwissenheit das Werkzeug, das dir das Leiden bringt. Wenn es sich um ein Lebewesen handelt, könnte man es dafür bestrafen, aber was willst du zum Beispiel mit einem Dorn tun? Dieser Dorn könnte auf einem Weg liegen, und hundert andere Leute sind bereits daran vorbeigegangen. Aber wenn du kommst, sticht er dich direkt in die Ferse. So präzise ist die natürliche Ordnung (von Ursache und Wirkung). Der Dorn wird nur den stechen, der gestochen werden soll. Die natürliche Ordnung fügt alle Umstände zusammen, damit das entsprechende Ereignis geschieht. Warum sollte man also das Werkzeug beschuldigen?

Wenn jemand stinkende Chemie versprüht, die dich schrecklich husten lässt, dann würdest du dich aufregen und ärgern. Doch regst du dich auch auf, wenn jemand in der Küche mit scharfem Chili kocht und du husten musst? Nein, du ärgerst dich vor allem über das, was dir nicht gefällt, auch wenn es nur ein Werkzeug ist. Könntest du die Wahrheit sehen, warum du hier leidest, welches Problem gäbe es dann noch?

Wessen Schuld wäre es, wenn du mit glatten Schuhen über schlammigen Boden läufst und hinfällst? Wer hat Schuld, die Schuhe, der Schlamm oder du? Es wäre deine eigene Schuld, denn du solltest wissen, dass man barfuß sicherer läuft. Es ist sogar deine Schuld, wenn du bei einer fremden Person ein böses Gesicht erblickst. Wenn das geschieht, dann mach dir das reine Selbst in dieser Person bewusst und bitte in ihrem Namen um Vergebung. Dann wirst du von dieser karmischen Bindung befreit.

Jegliches Leiden erfährst du durch Schuld und jegliches Glück durch Verdienst. Auch wenn die weltliche Gerechtigkeit das Werkzeug beschuldigt, die natürliche Gerechtigkeit bleibt vollkommen präzise, und keiner kann das ändern. Sie trifft immer den wahren Schuldigen. Es gibt kein Gesetz in dieser Welt, das dir unverdientes Leiden schaffen kann, nicht einmal die Gesetze der Regierung. Denn die Schuld liegt immer beim Leidenden.

An der Art und Stärke des Leidens kannst du erkennen, welche Schuld du angesammelt hast. Wenn du zum Beispiel eine große Familie hast, dann könnte es sein, dass zwei Personen gar nicht daran denken, im Haushalt zu helfen, zwei denken zumindest daran und zwei helfen auch wirklich mit. Aber du bist ständig beschäftigt und machst dir so viele Sorgen um den Haushalt, dass du nachts keinen Schlaf findest, während alle anderen friedlich schlafen. Wer ist daran schuld? Der Fehler liegt beim Leidenden, der sich zu viele Sorgen macht. Denn wer friedlich schläft, hat keine Sorgen. - Oder wenn die Schwiegermutter mit dir als Schwiegertochter schimpft, und du gelassen und zufrieden bleibst, aber die Schwiegermutter leidet, dann liegt die Schuld nicht bei dir. Wenn es aber in der Familie Streit gibt und du leidest, dann liegt die Schuld bei dir. Auch wenn du ohne ersichtlichen Grund leidest, du bist schuldig. Das geschieht wegen eines offenen karmischen Kontos aus der Vergangenheit, das nun beglichen wird. Du solltest den gleichen Fehler nicht wieder tun, ansonsten musst du erneut leiden. Wer Befreiung wünscht, sollte alles akzeptieren, was ihm gegeben wird, sei es bitter oder süß, um das karmische Konto zu begleichen. Ohne ein karmisches Konto kann man in dieser Welt nicht einmal einen Blickkontakt mit jemandem haben. Denn was könnte ohne Ursache geschehen? Was immer du anderen gegeben hast, das wird zu dir zurückkehren. Dann akzeptiere es mit einem Lächeln, begleiche damit dein Konto und vermeide zukünftig solche Fehler, sonst wirst du immer wieder leiden müssen.

Die ganze Welt gehört dir! Du bist der Herr des Universums. Aber du bist durch deine eigene Schuld gebunden wie ein Gefangener. Finde die Ursache für dein Leiden! Deine Gefangenschaft entsteht durch deine Schuld und nicht durch die Schuld von anderen. Die Befreiung kannst du nur erreichen, wenn deine Schuld verschwindet. In Wahrheit bist du vollkommen frei, doch gefangen wirst du durch deine Schuld.

Wer dieses klare natürliche Gesetz wahrhaft verinnerlicht, wo sonst sollte er noch Gerechtigkeit oder Ungerechtigkeit suchen? Das ist eine sehr tiefgründige Sache, die Essenz der heiligen Schriften. Damit haben wir dir erklärt, wie die Natur der Gerechtigkeit dient, und zwar durch das Prinzip: „Die Schuld liegt beim Leidenden!“

119. Eigene Fehler erkennen

Die Leute gehen jeden Tag zum Tempel, falten ihre Hände und singen vor Gott: „Zahllose Schulden habe ich, oh barmherziger Gott!“ Und dann singen sie weiter: „Wie komme ich zum Ziel der Befreiung, wenn diese Schulden unerkannt bleiben?“ Doch wenn du diese Leute fragst, wieviel ihnen noch an der Vollkommenheit fehlt, dann würden sie antworten: „Vielleicht nur zwei oder drei Fehler. Manchmal bin ich ein bisschen wütend oder gierig, aber sonst ist alles vollkommen.“ Mehr Schuld fühlt ihr nicht!? Warum singt ihr dann „Zahllose Schulden habe ich, oh barmherziger Gott!“? Dann antworten sie: „Dieses Lied singt man im Tempel so. Aber mehr Fehler habe ich wirklich nicht.“ Oh je, sie betrügen sogar Gott! Lord Mahavir sagte: „Wer nur noch zwei oder drei Fehler hat, erreicht die Befreiung innerhalb von drei Stunden.“ Sogar manche berühmte Mönche oder Gurus (die es besser wissen sollten) würden antworten, dass sie nur noch zwei oder drei Fehler haben. Dann hätten sie doch schon in drei Stunden die Befreiung erreicht! Tatsächlich sind sie wegen ihrer vielen Fehler immer noch zutiefst in diese Welt verstrickt. Und wenn man sie nach den Fehlern der anderen fragt, dann könnten sie zahllose Fehler aufzeigen, aber niemals ihre eigenen.

Jeder sieht die Fehler in anderen, doch die eigenen sieht man erst nach empfangener Selbsterkenntnis. Nur dann beginnt man, sich wirklich unparteiisch zu betrachten. Könntest du all deine Schulden unparteiisch erkennen, würdest du die Befreiung erreichen oder zumindest den Erleuchtungsgeist entwickeln. Denn in Wahrheit ist niemand schuldig. Es ist nur der Lauf der Zeit. Alles geschieht entsprechend den Umständen von Ursache und Wirkung. Wer sollte daran schuldig sein?

Alle Fehler, die du in dir erkennst, können sich auflösen. Mit dem Segen des Erleuchtungsgeistes beginnst du, deine Fehler zu erkennen. Zuerst wirst du feststellen, dass du unendlich viele Fehler besitzt. Danach wirst du sie im Einzelnen untersuchen und erkennen, so dass sie sich auflösen. Doch solange Dunkelheit in dir herrscht, kannst du deine Fehler nicht sehen. Erst wenn du das unendliche Meer deiner Schuld erblickst, wirst du von selbst beginnen, deine Fehler zu sehen. Ansonsten gleichst du einer tauben und blinden Person, deren Wohnung von Dieben geplündert wird. Du kannst die Diebe einfach nicht erkennen, auch wenn sie viel Lärm machen.

Alle Fehler, die du erkennst, beginnen sich aufzulösen. Einige Fehler sind klebrig und können etwas länger dauern. Aber sobald du sie siehst, verschwinden sie entsprechend ihrer Art in einigen Tagen oder in einem Jahr. Wie lange bleibt ein Dieb, der in ein Haus eingebrochen ist? Sicherlich nicht lange, wenn er das Gefühl hat, vom Besitzer entdeckt zu werden. Dann wird er schnell den Ausgang suchen und fliehen.

Suche und sehe niemals die Schulden und Fehler der ‚Anderen‘! Wenn du Schulden und Fehler sehen möchtest, dann sieh deine eigenen. Wenn du die Fehler in anderen siehst, wird dein Geist beschränkt und erstarrt. Doch wie weit und glücklich wird dein Geist, wenn du in ihnen das Gute und ihre Tugenden sehen kannst! Anstatt die Fehler in anderen zu sehen, solltest du deine eigenen Fehler korrigieren. Auch dich wird niemand tadeln, es sei denn, du hast mit demjenigen eine offene Karma-Rechnung zu begleichen.

Gott nennt dich erst ‚Mensch‘, wenn du wenigstens einen Fehler in dir erkannt hast. Denn das macht dich erst zum wahren Menschen, wenn du deine Fehler und Schulden findest und auflöst, die dein endloses Wandern im Dickicht der Welt verursachen. Und wer alle seine Fehler sehen kann, ist in Gottes Augen ein ‚Übermensch‘. Als gewöhnlicher Mensch kannst du in dieser Welt alles finden, außer deine eigenen Fehler. Dafür brauchst du den Erleuchtungsgeist, der dein Inneres erleuchtet. Nur der Erleuchtungsgeist hat die Macht, dich so bewusst zu machen, dass du deine Fehler erkennen und auflösen kannst. Wann passiert das? Wenn der Erleuchtungsgeist empfangen wird und dich unparteiisch macht! Das Ziel ist erreicht, wenn du dich selbst völlig unparteiisch betrachtest. Doch solange dich der Erleuchtungsgeist nicht zu deinem wahren Selbst erweckt, kannst du diese Sicht der Unparteilichkeit nicht entwickeln. Diese Selbsterkenntnis sieht in keinem mehr irgendwelche Fehler. Nur der gewöhnliche Intellekt sieht die Fehler in allem, sogar in deinem Bruder.

Fragender: Dadaji, warum bemängeln die Älteren so oft die Fehler der Jüngeren, vor allem wenn es Meinungsverschiedenheiten gibt?

Dadaji: Weil die Größeren in der Welt die Kleineren als ihre Beute betrachten. Warum erkennen die Älteren den Fehler (bzw. die Schuld) nicht bei sich selbst? Das würde das Problem an der Wurzel lösen. Was können wir tun? Wenn der andere die Schuld nicht tragen kann, dann trage ich sie. Ich will doch Schuld oder Fehler nicht in anderen finden (wo ich sie nicht lösen kann). Warum sollte ich die anderen das Bittere schlucken lassen, wenn ich selbst einen ozeangleichen Magen habe? Schau nur, wie der Ozean all die Abwasserkanäle der Stadt Bombay verschluckt und verdaut! Wir sollten es ihm gleich tun. Damit wären wir ein Vorbild für die Jüngeren, und sie würden von uns lernen. Unsere Kinder werden erkennen, dass wir ein Herz so groß wie der Ozean haben. Deshalb verdaue so viel wie möglich! Und erkenne das weltliche Gesetz: „Wenn eine Person dich beleidigt, dann gibt sie dir ihre Kraft.“ Also akzeptiere jede Beleidigung mit einem Lächeln.

Wenn du mit dem Finger gegen ein Augenlid drückst, dann siehst du den Mond doppelt (obwohl es nur einen Mond gibt). Wessen Fehler ist das? So geschieht es auch den Leuten in der Welt, und sie (sehen überall Gegensätze und) machen jede Minute irgendwelche Fehler. Sie sind ständig in ihre Lebenssituation verstrickt und suchen alles, außer ihr wahres Selbst. Für alle Dinge haben sie Zeit, aber niemals für das Selbst. Wer das Selbst nicht kennt, verliert sich in die Umstände seines persönlichen Lebens. Während man sich nach der Selbstverwirklichung in den Umstand des reinen Selbst verliert und wahrhaftig lebt.

Die Sicht der Leute wurde verunreinigt, und entsprechend sehen sie überall Fehler und Schuld, außer in sich selbst. Deshalb musst du deine Sicht reinigen. Dazu musst du zuerst selbst rein werden, dann wird auch deine Sicht rein. Und wenn du nirgends mehr Fehler und Schulden siehst, dann bist du befreit. Denn jede Person wird nur durch ihre eigenen Fehler und Schulden gebunden. Wer sich vor dem Gesetz schuldig macht, den wird das Gesetz binden, bis er seine Schuld einsieht und begleicht. Sonst würde niemand auch nur einen einzigen Fehler in sich entdecken.

Die Leute sprechen viel über Karma, aber die wenigsten wissen, was es wirklich ist. Dein Karma sind deine Schulden. Das Selbst ist völlig unschuldig und fehlerfrei, aber es wird durch deine Fehler und Schulden gebunden. Je mehr du davon erkennst und durchschaust, umso freier wirst du, und das kannst du erleben. Einige Fehler haben tausende Ebenen, und deshalb musst du sie tausendmal durchschauen, damit sie verschwinden. Denken, Worte und Körper sind voller Fehler. Dessen solltest du dir in jedem Moment bewusst sein. In diesem Zeitalter gibt es keinen einzigen Körper, der davon frei wäre. Je mehr Fehler und Schuld du erkennst (und auflöst), desto mehr Licht erscheint in dir. Dieser außergewöhnliche Pfad zur Erkenntnis ist eine unvergleichliche Errungenschaft in diesem Zeitalter. Deine einzige Aufgabe ist es, die Gegenwärtigkeit zu bewahren und die angesammelte Last des vergangenen Lebens zu entladen. Damit wäschst du alle Schulden ab.

Das Gewahrsein des reinen Selbst sollte beständig sein. Wie willst du das erreichen, wenn du den Tag verträumst und das Selbst durch Unwissenheit verdeckst? Du wirst erst vorankommen, wenn du beginnst, deine Fehler und Schulden zu erkennen und zu bereinigen. Unsere Gebote werden dir helfen, die Gegenwärtigkeit des Selbst zu bewahren. Heilsame Belehrung (Satsang) und Selbstbemühung führen dich zu dieser Gegenwärtigkeit, und die Belehrung ist der erste Schritt, um unsere Gebote zu befolgen.

Wenn du von Verlusten oder Schäden im weltlichen Leben unbeeindruckt sein kannst, dann weißt du, dass das Drama deines weltlichen Lebens im letzten Akt ist. Alles, was du noch tun musst, ist das gelassene Ertragen aller Leiden in diesem Lebensdrama der Welt. Niemand wird dich loben oder tadeln, es sei denn, du hast noch ein offenes Karma-Konto dafür. Dann kann sogar deine wohlbegründete Meinung zu einer Verletzung werden. Heilsame Belehrung wird jede Unreinheit zerstreuen und auflösen. Solange du die Unreinheit in anderen suchst, wirst du immer mehr Unreinheit ansammeln. Erst wenn du die eigene Unreinheit erkennst, wird sie vergehen. Gewöhnliche Personen werden die Fehler vor allem in anderen sehen.

120. Fehler

In Unwissenheit begangene Fehler und jene, die im Dunklen verborgen liegen, kann man nicht sehen. Erst wenn das Licht der Gegenwärtigkeit wächst, werden mehr und mehr Fehler sichtbar. Und wenn sich grobe Fehler auflösen, wird sich sogar das Licht deiner Augen verändern. Dazu reinige deine Sicht! Wie sonst könntest du die Fehler erkennen, die in Unwissenheit angesammelt wurden und im Dunkeln verborgen liegen? Wenn sich diese Fehler auflösen, wird sich auch deine Sprache verändern, und man wird dir gern zuhören. Und wenn sich sogar die zahllosen subtilen, subtileren und subtilsten Fehler auflösen, dann wirst du (die Vollkommenheit erreichen und) ein unvergleichliches Licht ausstrahlen.

Deine groben Fehler können sich lösen, wenn du auf die entsprechenden äußeren Probleme triffst. Deshalb sind die offensichtlichen Fehler einer hartherzigen Person, auch wenn es viele sind, wesentlich einfacher, als die unsichtbaren Fehler anderer, die im Dunkeln verborgen liegen. Denn du kannst deine Fehler erkennen, wenn du auf Probleme triffst, wie irgendein Unglück oder wenn dich jemand verletzt. Du solltest niemals sagen: „Ich bin fehlerfrei!“ Denn mit dieser Überzeugung kannst du niemals die Vollkommenheit erreichen, in der alle Fehler und Schulden verschwinden.

Deine im Dunkeln verborgenen Fehler werden nur sichtbar, wenn der Erleuchtungsgeist sein Licht darüber ausbreitet. Deine sichtbaren Fehler sind einfacher, als die verborgenen und unerkannten, denn nur die energetisch aktiven Fehler können durchschaut und bereinigt werden. Wie kann man sich darum bemühen? Wahre Selbstbemühung und die nötige geistige Tapferkeit beginnen, wenn man zum Höchsten Geist (Purusha) wird und das reine Selbst verwirklicht.

Du bist ein Warenhaus voll unzähliger Fehler und Schulden. Nur wenn du sie in jedem Moment achtsam erkennst, kannst du das große Werk vollbringen. Du selbst hast dieses Warenhaus angefüllt, und das ohne fremde Hilfe. Erst wenn die Gegenwärtigkeit des Selbst erwacht, beginnst du, diese angesammelten Fehler und Schulden zu sehen. Ihr Nichterkennen ist schiere Unwissenheit und geistige Trägheit.

Die Wahrhaftigkeit deiner Selbsterkenntnis wird unter schwierigen Umständen geprüft. Wenn diese Gegenwärtigkeit bestehen bleibt, selbst wenn man dir die Ohren abschneiden würde, dann wäre es rechte Erkenntnis. Bis dahin heißt es geistige Trägheit oder Unwissenheit. Deshalb schläft der erleuchtete Geist nur eine Stunde und ist damit beständig in der Gegenwärtigkeit des Selbst. Diese Gegenwärtigkeit wächst, je weniger man isst und schläft. Alles andere (das eingebildete Selbst) mit zu viel Nahrung und Schlaf ist geistige Trägheit und Unwissenheit, als würde man das Selbst in einen dunklen Koffer packen und verschließen.

Was sind Fehler? Das Fehlen der Gegenwärtigkeit des Selbst. Nur durch außerordentliche Bemühung und geistige Tapferkeit können Fehler erkannt und bereinigt werden. Wisse, dass deine geistige Trägheit durch zu viel Nahrung und Schlaf entsteht, und wie diese schwindet, so wächst die Gegenwärtigkeit. Damit werden sich deine Fehler auflösen und ein inneres Licht wird dein Gesicht erhellen. Deine Worte werden angenehm, und die Leute hören sie gern.

Ausgeprägte Fehler kann man leicht erkennen, denn die Kraft der Natur macht sie sichtbar. Man kann sich darin verstricken und verlieren, oder diese Kraft für die Selbsterkenntnis nutzen. Was bedeutet diese Gegenwärtigkeit des Selbst? Es bedeutet, dass man das reine Selbst niemals verdeckt und unbeachtet lassen soll. Als würdest du einen Drachen steigen lassen, und wenn du dich ein paar Minuten ausruhen möchtest, dann bindest du die Schnur des Drachens an deinen Daumen. In gleicher Weise solltest du für keinen Moment die Gegenwärtigkeit des Selbst verlieren.

Es gibt unendlich viele Fehler, und sie lassen dich erschöpft einschlafen. Wozu sonst bräuchtest du so viel Schlaf? Zu viel Schlaf ist ein Hindernis. Er ist geistige Trägheit, und Trägheit wird auch im weltlichen Leben als Unreinheit (bzw. Hindernis) betrachtet. Um deine Fehler aufzulösen, solltest du sowohl das Opfer der Hingabe darbringen als auch die Selbstbemühung (um Erkenntnis). Denn das Besuchen der Gurus gibt dir zwar die Früchte der hingebungsvollen Verehrung, aber nicht der Selbsterkenntnis. Solange du überzeugt bist, keine Fehler zu haben, wie willst du sie jemals erkennen? Dann schläfst du die ganze Zeit. Unsere heiligen Asketen schlafen nicht, sondern sind stets achtsam.

Die Fehler und Schulden, die dich angreifen, nennen wir energetisch aktiv, während dich die im Dunkeln verborgenen Fehler noch in Ruhe lassen. Die Fehler, die dich angreifen, werden damit sogleich sichtbar, während die anderen unsichtbar bleiben.

Fragender: Was sind diese energetisch aktiven Fehler?

Dadaji: Es sind die sichtbaren Fehler, und sie verstecken sich wieder, nachdem sie dich gestört und beunruhigt haben. Im Grunde sind sie gut für dich, denn sie rütteln dich wach und machen dich achtsam, während die im Dunklen verborgenen Fehler unsichtbar bleiben. Bezüglich dieser verborgenen Fehler bist du unwissend oder geistig träge, und niemand kann dir diese Fehler aufzeigen. Obwohl du daran schuld bist, wirst du niemanden finden, der sie dir zeigt. Dagegen werden die energetisch aktiven und damit sichtbaren Fehler irgendwann von jemandem an dir kritisiert. Wenn du zum Beispiel überzeugt bist „Ich weiß alles und bin fehlerfrei!“, dann ist das ein verborgener Fehler, der schwerwiegend und sehr gefährlich ist. Denn nur ein Erleuchteter sollte behaupten: „Ich bin fehlerfrei.“ Selbst unser Kanubhai, der in einem hohen geistigen Zustand ist, würde nie behaupten, dass er fehlerfrei sei.

Du solltest dir stets bewusst sein „Ich bin reines Selbst.“ und bezüglich der weltlichen Dinge: „Ich weiß nichts (hundertprozentig).“ Dann wird es keine Probleme mehr geben. Du musst dir diese Krankheit von „Ich weiß etwas!“ nicht antun. Als reines Selbst bist du fehler- und schuldfrei sowie allwissend. Aber als Max musst du deine Fehler und Schulden erkennen und begleichen. Wenn du einen starken Wunsch hast und entschlossen bist, die Gebote des Erleuchtungsgeistes zu befolgen, dann wirst du durch seine Gnade dazu fähig sein. Wer den Geboten folgt, wird von den Geboten gesegnet. Und wer nach den Geboten lehrt, wird von der Lehre gesegnet. Wenn du jedoch diese Worte hörst, aber nicht verinnerlichen kannst, dann wisse, dass da ein geistiger Knoten in dir existiert, der ein großes Hindernis ist.

Wenn du erkennst, dass in dir zahllose Fehler und Schulden sind, werden sie langsam abnehmen. Glaubst du, wir sehen diese Fehler in anderen? Das ist nicht unsere Aufgabe. Es geschieht nur durch die Früchte deiner angesammelten Verdienste, dass wir dir helfen, sie zu erkennen und aufzulösen. Das gleicht einer ‚Operation‘ mit unseren geistigen Kräften, um deine geistigen Knoten zu entfernen. Eine solche Operation ist tausendmal komplizierter als bei weltlichen Chirurgen.

Je mehr du deine Fehler erkennst und durchschaust, umso mehr wirst du zum Meister. Wer keine Fehler mehr hat, hat keinen Meister mehr über sich. So haben wir keinen Meister mehr über uns und wurden selbst zum höchsten Meister. Alle groben und sichtbaren Fehler sind vergangen, und auch die subtilen Fehler haben sich aufgelöst. Nur die subtileren und subtilsten Fehler sind noch übrig, aber dazu verweilen wir als erkennender Seher. Lord Mahavir tat das gleiche. Wenn es keinerlei Anhaftung mehr gibt, kann man die subtileren und subtilsten Fehler sehen. Lord Mahavir konnte diese Fehler sehen, bis er die vollkommene Erkenntnis der Allwissenheit erreicht hatte. Und mit der vollkommenen Erkenntnis verschwanden gleichzeitig alle Fehler und Schulden. Das geschieht stets zusammen. Das ist das Gesetz: Sobald die Sicht von allen Fehlern frei ist, dann ist die vollkommene Erkenntnis der Allwissenheit erreicht.

Fragender: Dadaji, seit meiner Kindheit kämpfe ich mit vielen Schwierigkeiten. Und jetzt kommen noch die Probleme mit meinen Kindern dazu. Wie soll ich damit umgehen? Und wessen Schuld ist das?

Dadaji: Wenn du aus Versehen eine Teetasse zerbrichst, fühlst du dich deswegen verletzt? Nein, du tolerierst es. Aber wenn deine Kinder sie zerbrechen, dann fühlst du dich verletzt, und dein Zorn flammt auf. Wenn du erkennen würdest, dass es sich hier um dein eigenes Schulden-Konto handelt, dass du persönlich angesammelt hast, gäbe es dann dieses Leiden noch? Solange du anderen die Schuld gibst, machst du dir unnötige Sorgen und Leiden. Du leidest Tag und Nacht darunter und beklagst dich darüber, obwohl die Ursache in dir liegt.

Es ist der Segen der Selbsterkenntnis, dass du dich in den Auswirkungen der Ursachen nicht mehr als Leidender fühlst. Denn es gibt kein Leiden in der Beziehung von Erkennendem und Erkennbarem, wenn du allein der erkennende Seher aller erkennbaren Objekte bist. Warum trifft gerade dich ein bestimmtes Problem? Weil die Schuld in dir liegt. Es sind deine Schulden, die dich binden, und nur von deinen Schulden hast du dich zu befreien. Deine Probleme sind alles nur Beziehungen von Ursachen und Wirkungen. Ohne dein angesammeltes Karma-Konto würdest du keinem davon begegnen. Du wirst allein durch deine karmischen Schulden gebunden. Und nur durch das Erkennen dieser Schulden kannst du davon befreit werden. Wir haben unsere Schulden erkannt und wurden befreit. So kannst auch du deine Schulden erkennen und frei werden.

Wenn du 500 Rupien verlierst und die Schuld bei dir erkennst, dann kannst du es ertragen. Auf gleiche Weise kannst du auch die Kraft finden, die Auswirkungen deiner angesammelten Schulden zu ertragen, wenn du erkennst, dass die Schuld allein bei dir liegt. Du findest Befreiung, wenn du die Schuld bei dir sehen kannst, ansonsten wirst du immer weiter von deinen Schulden gebunden.

Die Leute sagen, man soll seine persönliche Leidensfähigkeit vergrößern. Aber wie weit kann das gehen? Die Erkenntnis reicht bis zum höchsten Ziel (der Befreiung). Und wie weit reicht die Leidensfähigkeit? Diese Fähigkeit hat ihre Grenzen, aber die Erkenntnis ist grenzenlos. Unsere Erkenntnis ist sogar so groß, dass sie kein Leiden verlangt. Mit Leidensfähigkeit bräuchte man dafür so viel Energie, als wollte man mit Willenskraft Eisen schmelzen. Durch vollkommene Erkenntnis gibt es vollkommene Glückseligkeit und Befreiung ohne das kleinste Leiden. Du wirst erkennen, dass du keine karmischen Schulden mehr hast, die bezahlt werden müssen, und bist dann vollkommen befreit.

Die Sicht, welche die eigenen Fehler und Schulden erkennt, ist die rechte Sicht und führt dich auf den Pfad der Befreiung. Auf diesem Pfad wird dein weltliches Warenhaus langsam ausgeräumt. Wer auf dem rechten Pfad geht, wird seine eigenen Fehler sehen, während man auf dem falschen Pfad einer schlammbedeckten Person gleicht, die bei anderen jeden kleinen Fleck bemängelt.

Wahrlich, wir haben es durch unsere Erkenntnis gesehen, wodurch die ganze Welt gebunden ist. Allein durch die eigenen Fehler und Schulden! Was ist diese reine Sicht der Erkenntnis? Wenn deine Sicht rein wird, dann wirst du nirgends mehr Fehler oder Schuld sehen. Dann ist das Werk der Befreiung vollbracht. Nicht einmal einen krummen Baum wirst du noch als fehlerhaft bezeichnen.

Wenn du die folgenden zwei Schlüssel von uns benutzt, kannst du die rechte Sicht erreichen. Erstens: Deine Gedanken sprießen aus angesammelten Knoten und gehören nicht dem reinen Selbst. Wenn du sie beherrschen willst, werden sie dich beherrschen. Du musst nur erkennen, dass sie aus angesammelten Knoten bestehen. Mehr gibt es für dich nicht zu tun. Und der zweite Schlüssel ist: Die Schuld liegt beim Leidenden.

121. Eigenwille

Es gibt einen großen Fehler in dir, den man ‚Eigenwille‘ nennt. Das heißt, du besitzt und handelst egoistisch nach eigenem Willen, so dass du dem Kreislauf von Geburt und Tod nicht entkommen kannst. Die karmische Ansammlung unzähliger Leben bildet dein heutiges Kontobuch namens ‚Max‘. Ist das wirklich alles, was du seit ewigen Zeiten verdient hast? Ist in dieser Ansammlung der acht Arten von Karma nicht wenigstens ein Tropfen vollkommener Erkenntnis? Mit all den Verkörperungen und Erlebnissen hast du keine wahre Glückseligkeit gefunden. Du hast nur das weltliche Glück erfahren, voller Wünsche und Illusionen, aber nichts Wahres. Mit illusorischem Glauben kannst du keine Befreiung erreichen, vielleicht die Illusion persönlicher Freiheit, aber nichts Wahres. Erst wenn niemand mehr über dir ist, der dich beherrscht, wirst du wahre Glückseligkeit erfahren und die Befreiung verwirklichen.

Eigenwille ist wie Medizin, die du für dich selber machst. Du diagnostizierst dir eine Krankheit und stellst dir Medizin her, die du dir selbst verschrieben hast. Hey, du hast dir sogar eine Medizin für die Befreiung verordnet! Wen wundert es, dass dir diese Medizin zum Gift geworden ist? Der Eigenwille ist der Grund, warum deine Anhaftung zunimmt, wenn dich jemand lobt, und du Abneigung fühlst, wenn dich jemand kritisiert. Dieser Eigenwille ist das größte Hindernis auf dem spirituellen Weg, in der Askese, in Ritualen oder im Studium der heiligen Schriften. Die eigenwillige Befolgung der heiligen Gebote wird nie erfolgreich sein. Suche darin niemals deine Persönlichkeit! Dann würdest du als Schuldiger auch der Richter, Ankläger und Verteidiger in einer Person sein wollen. Dieser Eigenwille bedeutet eigennütziges Denken, Interpretieren und Handeln nach dem Willen deines Ego-Intellekts. Das wird dich auf dem spirituellen Weg im Sumpf versinken lassen.

Eigenwilligkeit heißt, nur persönlich nach eigenem Willen zu handeln. Wer den Eigenwillen überwindet, erreicht die Befreiung. Ansonsten wirst du Religion und Meditation nach deinem persönlichen Verständnis (und Nutzen) üben, ohne je ans Ziel zu gelangen. Solange du persönlich unabhängig sein und eigennützige Ziele verfolgen willst, wirst du endlos weiter im Kreislauf des Lebens wandern. Falls du wirklich dieses Ziel hast, ist es nicht gut hierher (in die Belehrung) zu kommen. Dann bleib lieber wo du bist. Denn mit egoistischer Eigenwilligkeit die Selbsterkenntnis erreichen und den Pfad der Befreiung gehen zu wollen, wird dich nur noch fester an den Kreislauf von Geburt und Tod binden.

Die Befreiung kannst du nur erreichen, wenn dein Eigenwille verschwindet. Doch mit eigenem Willen kannst du den Eigenwillen natürlich nicht loswerden. Du musst ihn erkennen, denn was du auch dagegen tust, das alles ist Eigenwille. Shrimad Rajchandra sagte: „Alles, was ohne die Gegenwärtigkeit des lebendigen Erleuchtungsgeistes getan wird, bindet jedes Lebewesen. Das sagt mir mein Innerstes im Herzen.“

Jede persönliche Handlung, sei sie auch noch so klein, bindet dich. Das ist deine Eigenwilligkeit. Ob du eine religiöse Belehrung besuchst, die heiligen Schriften studierst, Askese übst oder sogar ein Mönch werden willst, solange du dem eigenen Willen folgst, ist alles Eigenwille. Was du auch unternimmst, wenn es nicht mit dem Segen des erleuchteten Geistes geschieht, dann ist es Eigenwille und erzeugt Bindung.

‚Ich bin Max’ ist auch nur Eigenwille. Ohne diese illusorische Überzeugung bräuchtest du weder Askese noch Rückzug oder heilige Schriften. Weil dieser Eigenwille noch existiert, konntest du die Befreiung bisher nicht erreichen. Wenn er verschwindet, kannst du innerhalb einer Stunde befreit sein. Wahrlich, Eigenwille ist blinde Leidenschaft. Dein eingebildetes Selbst als das wahre Selbst anzunehmen, ist der Eigenwille, der dich über endlose Leben leiden und keine Befreiung erreichen lässt. Nur wenn er verschwindet, ist das große Werk vollbracht.

Es ist nicht heilsam, in dieser Welt eigenwillig zu leben. Solange du den erleuchteten Geist nicht gefunden hast, folge wenigstens einem Guru, der mehr als fünf Prozent über deinem Niveau liegt. Shrimad Rajchandra sagte: „Finde einen erleuchteten Guru und widme ihm all deine Gefühle und Wünsche! Wenn du dann die Befreiung nicht erreichst, bekommst du sie von uns.“

In der heutigen Zeit wird gewöhnlich jede Religion mit Eigenwilligkeit geübt. Schau dich selbst an, du übst seit Jahren Hingabe und Meditation, aber wenn dich jemand beim Namen ruft, reagierst du sofort. Und schlimmer noch, wenn jemand über dich spricht, reagierst du entsprechend mit Anhaftung oder Abneigung. Was nützt dir all deine religiöse Praxis, wenn du deine persönliche Anhaftung und Abneigung nicht überwinden kannst? Nur wenn deine Hingabe wirklich auf die Befreiung gerichtet ist, wirst du irgendwann den Erleuchtungsgeist finden.

Auf dem Pfad der Befreiung kannst du dir keine eigenwilligen Handlungen leisten. Wie du dich verbrennen wirst, wenn du deine Hand auch unwissentlich ins Feuer legst, so wirst du auch die Früchte deiner Taten erleiden müssen, selbst wenn du in Unwissenheit gehandelt hast. Daher finde zuerst heraus, wer du in Wahrheit bist, und was all diese Dinge sind. Nachdem dein Eigenwille gegangen ist, wird der Erleuchtungsgeist diesen Platz übernehmen und dich zur vollkommenen Befreiung führen. Denn soweit der Eigenwille vergeht, soweit kommt die Selbsterkenntnis. Was wäre eine Person ohne Eigenwille? Sie wäre geistig höchst beweglich und könnte sich überall anpassen. Nur so kann sie den Pfad der Befreiung gehen. Denn es ist dein Eigenwille, der dich geistig unbeweglich und hartnäckig macht. Er entsteht aus deinem illusorischen Intellekt und sucht die Schuld bei anderen. So wird er zu deinem größten Fehler (bzw. Hindernis für die Befreiung).

Lord Mahavir hatte ein wunderbares Rezept für den Pfad der Befreiung geschaffen, und es auch allen verkündet. Aber das Rezept ging mit der Zeit verloren, und heute kennt es kaum noch jemand. Deshalb verkünden wir nun dieses Rezept erneut. Die Zutaten sind 20% heilige Schriften, 70% völlige Hingabe und Verehrung des Erleuchtungsgeistes und 10% weltlicher Geist. Irgendwann hatten die Leute die heiligen Schriften so hoch dosiert, dass sie davon ‚Durchfall‘ bekamen. Und auch wenn der Herr gebot „Dreimal täglich gut schütteln und einnehmen!“, manche haben nur dreimal geschüttelt und nichts eingenommen. Andere plappern wie Papageien „Dreimal täglich schütteln und einnehmen!“, und darüber hinaus geschieht gar nichts.

Das Ganze gleicht der Herstellung von gewöhnlicher Medizin nach dem Rezeptbuch der Ärzte. Und gewöhnlich trinken die Leute im weltlichen Leben keine starke Medizin, ohne einen Arzt zu konsultieren, weil sie sonst ihren Tod befürchten. In gleicher Weise riskieren sie unendliche Tode in den Zyklen der Geburten, wenn sie diese Medizin von Lord Mahavir nur eigenwillig trinken. Dann wird sie zum Gift, und der Herr nennt es ‚Eigenwilligkeit‘. So blind kann man handeln!

Der Pfad zur Befreiung ist sehr schmal, und wenn du schwankst und abschweifst, wirst du steckenbleiben. Deswegen gehe gerade (bzw. wahrhaft) und vorsichtig, dann kannst du die Befreiung erreichen. Sei geistig beweglich und anpassungsfähig, und nicht hartnäckig und eigenwillig. Sei wie eine Schlange, die beweglich aber schnurgerade in ihrem Loch verschwindet.

Durch Eigenwille und Hartnäckigkeit bist du in der Welt gefesselt, und kannst nie die große Befreiung erreichen. Gott sagt: „Bevor du Mönch wirst, solltest du wahrhaft und gerade werden!“ Was nützt dir der Mönch-Status, wenn du deinen Eigenwillen nicht aufgeben kannst? Das ist gefährlicher Egoismus, der alles verfälscht. Dieser Eigenwille lässt dich sogar die reine Wahrheit ablehnen, auch wenn sie direkt vor dir liegt. Du wirst sie einfach nicht wollen.

Die Leute kümmern sich um ihr eigenwilliges Ego sogar mehr als um ihre geliebte Ehefrau, ihre Kinder oder ihr eigenes Leben. Ach, wegen dieser Eigenwilligkeit wandern sie endlos im Kreislauf von Geburt und Tod. Der Eigenwille macht sie blind, so dass sie den rechten Weg nicht sehen können. Er macht sie schwach und vergänglich, und ist nichts als Gift. Auch in der weltlichen Gesellschaft werden eigenwillige Personen nur wenig respektiert, während die geistig beweglichen wesentlich mehr Respekt genießen. Wie könnte also der Eigenwille auf dem Pfad der Befreiung toleriert werden, wenn er schon im weltlichen Leben nichts Gutes bringt?

Der Eigenwille existiert bis zur vollkommenen Allwissenheit. Diesen Ozean gilt es zu überqueren. Du stehst an der Küste der Eigenwilligkeit und musst das andere Ufer erreichen. Das ist schwer, denn mit eigenem Willen kannst du den Eigenwillen nicht überwinden. Du musst beweglich und wahrhaft einfach werden, wie die Schlange schnurgerade im Loch verschwindet. Befreiung erreicht man durch Einfachheit. Dann verschwinden deine geistigen Knoten, du wirst entwirrt, gerade und einfach, und gehst ohne Umschweife den Pfad der Befreiung.

122. Misstrauen und Zweifel

Wenn du die heiligen Schriften mit eigenwilliger Einbildung liest und für egoistische Ziele interpretierst, dann werden viele Hindernisse wachsen, und deine Sicht wird sich verschleiern. Frage dich selbst! Wenn die heiligen Schriften dich erleuchten, warum stolperst du noch (über die Dinge der Welt und fällst in Illusion)? Man stolpert doch nur im Dunklen und nicht im Licht, oder? Und sind mit deiner Erkenntnis irgendwelche persönlichen Sorgen verschwunden? Oder ist dein Vertrauen gesunken, und deine Verwirrung über Richtig und Falsch hat zugenommen? Wo es kein Vertrauen gibt, da regiert die Unwissenheit, und in der Unwissenheit kann es keine wahre Selbsterkenntnis geben. Denn wahre Selbsterkenntnis gibt vollkommenes Vertrauen und befreit von allen Zweifeln.

Mit wahrer Erkenntnis könnte dich nichts mehr erschüttern. Dagegen ist das Misstrauen ein Feind des Selbst, weil es das Vertrauen in dein wahres Selbst untergräbt. Deswegen sollte jedes Misstrauen an der Wurzel aufgelöst werden. Wenn du das wahre Selbst erreicht hast, und diese Gegenwärtigkeit beständig ist, was könnte dich dann noch erschüttern? Gäbe es irgendetwas in der Welt, das dir dein wahres innerstes Wesen nehmen könnte?

Fehlendes Vertrauen und zu viele Zweifel können eine höchst gefährliche Krankheit werden. Man weiß nie, wann sie dich überfällt und welchen Schaden sie bringt. Dabei garantieren wir dir, dass in diesem Leben nichts außerhalb der natürlichen Ordnung (von Ursache und Wirkung) geschieht. Welchen Sinn haben dann deine Zweifel? Auch wenn du in dieser Welt nicht genau weißt, ob und wann du zurückkehren wirst, nachdem du dein Haus verlassen hast, musst du doch nicht alles bezweifeln, oder? Was auch immer geschieht, ist es nicht vorherbestimmt? Gibt es wirklich etwas völlig Neues? Dieser ganze Film deines Lebens wurde durch die Vergangenheit aufgezeichnet. Warum hast du kein Vertrauen? Es gibt wirklich nichts, was du bezweifeln müsstest. Doch die Leute bezweifeln heutzutage sogar die Befreiung, die Erleuchtung und das Dharma. Was für eine Dummheit! Sie verlieren sich selbst in all ihren Zweifeln.

Das wahre Selbst kann nur erreicht werden, wenn das Gefühl „Ich bin dieser Körper!“ verschwindet. Denn mit dieser Überzeugung kannst du das wahre Selbst nicht verwirklichen. Der Übeltäter in dieser Sache ist dein Intellekt, der stets die Gegensätze unterscheidet, das weltliche Leben verteidigt und dich endlos im Kreislauf wandern lässt. Er lässt dich das reine Selbst nicht erreichen und zeigt dir den falschen Weg. Erst, wenn du auf dem richtigen Weg bist, kannst du das Selbst verwirklichen. Der richtige Weg bedeutet die Erkenntnis: „Ich bin reines Selbst.“ Der falsche Weg ist die illusorische Überzeugung: „Ich bin Max!“ Das wahre Selbst ist reine Erkenntnis. Wenn die illusorische Überzeugung verschwindet, wird die reine Erkenntnis von selbst sichtbar. Nur dann erlebt man die Glückseligkeit der Befreiung. Ansonsten bindet dich der Intellekt im Kreislauf der Welt.

123. Erstarrte Ansichten

Viele Leute fallen in bestimmte Ansichten und bleiben in ihren Standpunkten stecken. Sie stärken damit das Fundament ihrer Parteilichkeit. Damit erstarrt ihr Geist, und sie werden blind für alle anderen Ansichten und Meinungen. Tag und Nacht verlieren sie sich in der Bemühung, das Fundament ihrer Standpunkte zu verstärken. Ach Mensch, möchtest du nun Befreiung erreichen, oder willst du deinen Standpunkt betonieren?! Befreiung und Parteilichkeit sind völlig paradoxe Gegensätze. Nur wer sich über alle Ansichten hinaus erhebt, kann den Pfad zur Befreiung gehen. Nur dort, wo Unparteilichkeit herrscht, ist auch Gott, und nur dort ist auch Befreiung.

Wer gegen andere Ansichten blind ist, kann nie das wahre Selbst erkennen. Warum? Wenn du auf deinem Standpunkt beharrst, wie kannst du dann die Wahrheit von allem akzeptieren? Beharrst du auf etwas Ewigem oder auf etwas Vergänglichem? So ein Unsinn! Du suchst das ewige Selbst und beharrst auf vergänglichen Ansichten. Wie willst du damit das wahre Selbst erreichen? Werde vollkommen frei vom Beharren auf irgendwelchen Ansichten oder Meinungen! Beharre allein auf der Erkenntnis des Selbst. Nur dann wirst du das wahre Selbst verwirklichen. Gib alle Wünsche auf, und wünsche dir allein die Erkenntnis der Wahrheit. Nur dann kannst du die Vollkommenheit erreichen.

124. Fanatismus

Noch schädlicher als die Krankheit erstarrter Ansichten ist der Fanatismus. Der Fanatismus setzt sich über zahllose Leben fort und verschwindet erst, wenn man den Erleuchtungsgeist findet. Bis dahin herrscht die Unwissenheit über die Wahrheit.

Man sagt, Gott hat nichts gegen Unwissenheit, aber gegen Fanatismus. Was ist Fanatismus? Der Kreis der Ansichten hat 360 Grad, und auf jedem Grad kann es zahllose Standpunkte geben. Die übermäßige und blinde Anhaftung und das hartnäckige Beharren auf einem solchen Standpunkt ist Fanatismus. Diesen Fanatismus bekommt man nicht wieder los. Erst nach zahllosen Geburten im Rad des Lebens kann man vielleicht den Erleuchtungsgeist finden, der diese Krankheit heilen kann. Denn der Fanatismus legt einen dichten Schleier über die Wahrheit. Gewöhnliche Anhaftung oder Abneigung löst sich irgendwann auf, aber der Fanatismus nicht. Dafür gibt es keine Lösung. Weder in diesem noch im folgenden Leben lässt sich diese Krankheit heilen. Sie ist unheilbar.

Was sind die Symptome dieser Krankheit? Da gib es nicht die kleinste Neigung mehr zum Loslassen der eigenwilligen Anhaftung. So ein fanatischer Mensch wird gar nicht verstehen können, was ich hier sage, während andere, die wesentlich ungebildeter sind, jedes Wort verstehen.

Fanatismus ist die Anhaftung aller Anhaftungen. Nur wenn du ihn an der Wurzel vernichtest, kannst du die Wahrheit erkennen.

125. Feindseligkeit und Rache

Fragender: Sollen wir eine giftige Schlange, die zu beißen droht, umbringen?

Dadaji: Nein, lieber solltest du ihr aus dem Weg gehen, als sie zu töten. Was würdest du tun, wenn ein schneller Zug auf dich zukommt? Auch ihm würdest du ganz selbstverständlich aus dem Weg gehen.

Die Schlange ist ein Lebewesen mit fünf Sinnesorganen. Wenn du sie tötest, wird sie dir Rache schwören. Sie wird fühlen, dass du sie ungerechterweise umbringst, und sich im nächsten Leben rächen. So hat sich diese ganze Welt durch Rache und Feindschaft entwickelt. Ist es nicht so? Das fühlt selbst die kleinste Ameise, und wenn sie mehr Kraft hätte, würde sie dich wesentlich mehr bedrängen. Schau, wie die Bettwanzen dich angreifen, und wenn du das Licht anschaltest, fliehen sie aus Angst um ihr Leben davon. Einerseits fürchten sie, dass du sie töten wirst, und anderseits betrachten sie dich als ihre Nahrung und können deine Feindschaft nicht verstehen. Sie saugen dein Blut, weil das entsprechende Karma-Konto existiert.

So gibt es zwei Arten der karmischen Bindung, die Liebe und die Rache. Die Liebe bindet die Welt durch Anhaftung und die Rache durch Abneigung. Die Liebe ist wie ein Klebstoff, der mit der Zeit austrocknet, während die Rache einem Feuer gleicht, das nicht erlischt, sondern Tag für Tag größer wird.

126. Die Wellen im Ozean des Lebens

Das weltliche Leben ist ein Ozean aus kleinsten Teilchen. Wenn diese Teilchen schwingen, erzeugen sie Wellen, die mit anderen zusammenstoßen und kollidieren. Daraus entstehen neue Schwingungen und Wellen, die sogar wildeste Stürme verursachen können. Der Ursprung aller Schwingungen sind die kleinsten und subtilsten Teilchen. Und wenn sich das Selbst darin verstrickt, dann werden die Schwingungen immer stärker.

Wahrlich, diese Welt ist wie ein Meer. Jede Welle lässt unzählige weitere Wellen entstehen (und jede Welle ist das Echo anderer Wellen). Aus diesen Echos entsteht die ganze Welt, denn die Vielfalt dieser Echos bildet die Wirklichkeit der Welt, und ihr Rhythmus ist überall hörbar.

Wie entstehen diese Echos? Wenn du den Kopf in einen Brunnen steckst und rufst „Du bist ein Dieb!“, was antwortet das Echo? Es wird zu dir sagen: „Du bist ein Dieb!“ Und wenn du rufst „Du bist ein König!“, dann antwortet es dir: „Du bist ein König!“ Ähnlich wie dieser Brunnen funktioniert auch diese Welt. Wie du hineinrufst, wirst du auch eine Antwort bekommen. Das ist das Gesetz der Natur: Jede Aktion erzeugt eine entsprechende Reaktion. Deshalb solltest du so handeln, wie du auch gern behandelt werden möchtest. Wenn du jemanden als Dieb beschimpfst, wirst auch du irgendwann als Dieb beschimpft. Und wenn du jemanden König nennst, wirst auch du irgendwann König genannt. Wir erklären dir die Reaktion, aber die Aktion liegt in deiner Hand, je nach der Schwingung, die du erzeugst, und der Welle, die du schlägst. So erzeuge die Echos, die du magst!

Solange du keinen Stein ins Wasser wirfst, werden in dir keine Schwingungen entstehen, und dementsprechend wird es keine Echo-Wellen von anderen geben. So würde dich keine Auswirkung treffen. Aber was kannst du tun? Jede Person erzeugt Schwingungen, kleine oder große. Manche Leute werfen kleine Steine, und andere riesige Felsen. Diese Schwingungen entstehen zusammen mit dem Schleier der Unwissenheit, wodurch du verstrickt und gefangen wirst. Sobald du die vollkommene Selbsterkenntnis erreicht hast, werden die Schwingungen kein Problem mehr sein.

Gott sagt: „Schlage keine Wellen!“ Doch die Leute können damit nicht aufhören. Die Schwingungen des Körpers sind noch relativ harmlos, viel schlimmer sind die des Denkens und der Worte. Wenn du zufrieden leben möchtest, vermeide zumindest die Schwingungen von Gedanken und Worten. Wo immer du ‚Steine‘ geworfen hast, werden Schwingungen entstehen. Wer im Leben viele schwere Wellen geschlagen hat, wird in die Hölle sinken und viel leiden müssen, bis die Wellen ihre Energie verbraucht haben. Erst dann kann er in die Menschenwelt zurückkehren. Mit nur leichten Schwingungen wird man dagegen zum himmlischen Leben aufsteigen, und danach wieder in die Menschenwelt zurückkehren.

Es ist nicht der Ozean (der Welt), der uns leiden lässt, sondern die Wellen, die wir schlagen, wenn wir Steine werfen. Der Ozean ist ruhig, wenn er in Frieden und ungestört gelassen wird. Aber wenn du Unruhe erzeugst, dann bereiten dir die Wellen viele Probleme. Der Herr sprach: „Du bist keinen Moment das Selbst, solange du deine Zeit verbringst, um Wellen zu schlagen.“ Du erzeugst Wellen wie auch alle anderen Wesen. Deswegen kannst du weder schwimmen noch völlig untergehen.

Die Schwingungen des Körpers binden dich nicht so sehr wie die Schwingungen der Worte und des Denkens. Der Herr (Lord Mahavir) nannte drei Schwingungen, nämlich die erste Idee, die Entscheidung und die Handlung. Das Aufblitzen der ersten Schwingung ist die Idee, zum Beispiel nach Churchgate zu gehen (ein Stadtteil von Bombay). Die zweite Schwingung ist der Plan und die Entscheidung, und die dritte Schwingung ist schließlich der Gang nach Churchgate.

Wie kommt man aus diesem Spiel heraus? Beobachte einfach die Schwingungen des Geistes, wenn er sich missachtet oder beleidigt fühlt. Das gilt sowohl für dich als auch für andere Personen. Die Schwingungen von Missachtung oder Beleidigung sind bei Menschen, die der Welt entfliehen wollen, sogar besonders stark. Dagegen wird ein von Anhaftung Befreiter auch auf tausende Beleidigungen nicht reagieren. Es wird sich keinerlei Schwingung in ihm erheben. So lass auch deinen Körper nicht mit Echo-Schwingungen auf irgendwelche Beleidigungen reagieren, die dich treffen. Dieser ganze Körper mit all den Schwingungen um dich herum ist nur vorrübergehend. Es ist sicher, dass er vergehen wird. Auch wenn dein Körper aus Stein oder Diamant wäre, er ist vergänglich. Was willst du mit dieser ‚Verpackung‘ erreichen?

Jede Person wird durch ihren Geist verstrickt. Sobald du dich mit einer Situation identifizierst, vermischt sich dein Bewusstsein mit fremden Dingen. Warum hast du mit deinem Vater andere Schwingungen als mit deiner Ehefrau? Weil dein Bewusstsein mehr mit deiner Ehefrau vermischt ist. Was solltest du also tun? Du solltest alle Schwingungen vermeiden. Einige Schwingungen mit deinem Vater wären noch tolerierbar, aber mit deiner Ehefrau sollte es keine geben. Was bringen dir diese selbsterzeugten Schwingungen? Doch überall werden sie in der Welt erzeugt!

Woher kommen die Schwingungen (bzw. der Klang) der Worte von deiner Zunge, die so viel Streit schaffen können? Sie kommen aus dem Ego deines vergangenen Lebens. Wegen des Egos schießt die Zunge mit Worten wie mit Pfeilen und erzeugt Schwingungen. Die meisten Probleme heutzutage entstehen durch die Zunge, welche die Schwingungen der Worte hervorbringen.

In diesem dunklen Zeitalter findet man selten Gelegenheit, wirklich verdienstvolle Taten zu vollbringen. Dafür wird man wesentlich häufiger in sündhafte Taten verstrickt. Nachdem unsere großen Seelen (die Mahatmas) die Selbsterkenntnis erreicht haben, meiden sie alle sündhaften Taten, die aus sündhaftem Karma entstehen. Alle Auswirkungen ihres angesammelten Karmas, sei es Verdienst oder Sünde, sehen sie nur als Entladung an. Die Schwingungen erheben sich dann vor allem, um sich aufzulösen. Dagegen ist sich eine Person ohne Selbsterkenntnis ihrer sündhaften Taten kaum bewusst, und so entsteht aus den Schwingungen der auswirkenden Reaktion sogleich die Aktion für neue Schwingungen, weil sie aufgrund von Unwissenheit persönlich auf das Echo reagieren. Damit verdoppeln sich die Schwingungen aufgrund von Aktion und Reaktion. Doch wegen ihrer Unwissenheit sehen sie nicht, warum diese Schwingungen entstehen. Und das gilt für einen Hausvater ebenso wie für einen Mönch. Wo es Unwissenheit gibt, dort gibt es eingebildete Furcht und Misstrauen. Und daraus entstehen innere Unruhe und äußere Schwingungen.

Was würde ein Spiegel tun, wenn sich ein Spatz davorsetzt? Der Spiegel bleibt derselbe, aber der Spatz sieht einen zweiten Spatz. Er sieht die gleichen Augen und den gleichen Schnabel, und so entsteht die Einbildung, dass ihm ein zweiter Spatz gegenübersitzt. Sogleich fängt er an, gegen den Spiegel zu hacken. Ähnlich entsteht alles in dieser Welt aus reflektierten Schwingungen. Sobald sich deine Einbildung nur ein wenig verändert, ändert sich deine Wahrnehmung, und alles wird zu dem, was du dir vorstellst. So ein Spiegel ist ein großes Wunder. Doch die Leute haben sich daran gewöhnt und kennen sein Mysterium nicht mehr. Sie benutzen den Spiegel, um sich die Haare zu kämmen und sich schön zu machen. So hat er seinen geistigen Wert verloren. Sonst wäre er ein wirklich großes Wunder, und man könnte das wunderbare Spiel in der Welt erkennen, wie sich eine Persönlichkeit körperlich bildet. Wenn sich der Spatz vor den Spiegel setzt, dann ändert sich sein Erkennen nicht, aber seine Einbildung. Er glaubt, einen anderen Spatz zu sehen und fängt an, auf ihn einzuhacken.

Wahrlich, so funktioniert diese ganze Welt. Jede Schwingung reflektiert in zahllose andere Schwingungen. Das reine Erkennen (als Funktion des reinen Selbst) ändert sich nicht, aber deine persönliche Einbildung (mit entsprechender Wahrnehmung) ändert sich jeden Moment. Würde sich das Erkennen ändern, dann könnte es kein reines Selbst geben. Denn das reine Selbst ist das reine Erkennen (bzw. das reine Bewusstsein). Zwischen Erkennen und Selbst gibt es keinen Unterschied. In gleicher Weise, wie ein Objekt mit seinen Eigenschaften untrennbar verbunden ist, sind auch Erkennen und Selbst untrennbar verbunden. Das ist der Grund, warum die Wesen in der Welt zu dem werden, was sie sich persönlich einbilden. Und alles, was sich die Menschen vorstellen und einbilden können, kann in der Welt zur Wirklichkeit werden.

127. Das Feuer der Konflikte

„Wahre Befreiung heißt, wenn in dieser Welt voller Gegensätze keinerlei Konflikte mehr in dir entstehen.“

Gegensätze wird es unter diesem Himmel immer geben. Scheint die Sonne nicht heiß? Schlagen die Türen nicht im Wind auf und zu? All das geschieht, und wenn die Türen zuschlagen, solltest du etwas Abstand halten. Gäbe es diese Herausforderungen der Konflikte nicht, wie könntest du die Befreiung erreichen? Diese Befreiung von ‚Dada ‘ (dem ‚geistigen Vater‘) ist solcherart, dass du in dieser Welt voller Gegensätze von allen Konflikten frei sein kannst.

Gott (bzw. der reine Geist) kennt keine Bindung. Es ist die Natur, die isst, trinkt und handelt. Und wenn das Selbst diese Konflikte überwindet, das ist Befreiung. Was dir dann auch serviert wird, es ist, wie es ist. Wenn sich auch unter schwierigsten Umständen keine Konflikte mehr erheben, dann hast du das Studium aller heiligen Schriften der Welt gemeistert. Solange du dagegen versuchst, unter schwierigen Umständen deine Reaktion zu unterdrücken und gelassen zu erscheinen, schaffst du dir innere Konflikte. Erst wenn in dir keine Konflikte mehr entstehen, hast du die Meisterschaft aller heiligen Schriften erreicht.

Konflikte entstehen sogar zwischen Gurus und Schülern. Erst, wenn du den Erleuchtungsgeist gefunden hast, werden auch unter den gegensätzlichsten Umständen keine Konflikte mehr entstehen. So eine Erkenntnis gibt ‚Dada‘ den großen Seelen! Sie werden unter keinen Konflikten mehr leiden und erfreuen sich der Glückseligkeit der von Anhaftung Befreiten. Das Vernichten aller Konflikte ist die Befreiung, die du hier und jetzt in dieser Welt erfahren kannst.

Und was erfährst du in Konflikten? Du fühlst dein Herz und deine Seele in einem Feuer brennen, das du nicht löschen kannst, so sehr du dich auch bemühst. Ach Freund, deine Seele ist kein Ding, das verbrennen kann. Deine Kleider können verbrennen, aber nicht das Selbst. Und doch brennt diese Welt Tag und Nacht in Konflikten. Du kannst sie vielleicht für kurze Zeit im Rausch der Illusion vergessen, aber dann brennen sie weiter. Heutzutage ist die ganze Welt voller Konflikte. Nur die Illusion verdeckt sie kurzzeitig. Diese Konflikte werden nicht verschwinden, bis der Erleuchtungsgeist kommt und die Unwissenheit vernichtet. Erst dann gibt es Befreiung.

Wahrlich, heutzutage existieren die Konflikte der Gegensätze überall, sogar während des Essens. Und wenn sie unerträglich werden, begehen manche Menschen sogar Selbstmord. Doch löst sich damit das Problem? Im Gegenteil, du verstärkst das Problem, nimmst es ins nächste Leben mit und musst ein Vielfaches mehr darunter leiden. Daher ist es wesentlich besser, dass du die schwierigen Zeiten in diesem Leben erträgst und deine Probleme löst. Schau nur, wieviel Unwissenheit in dieser Welt herrscht!

Woher kommt all dieses Leiden? Es kommt daher, weil du Zuflucht suchst, wo es keine Zuflucht gibt. Du suchst deine Zuflucht in einer Person, die unglücklich ist. Wenn du dort Zuflucht suchen würdest, wo wahre Glückseligkeit ist, müsstest du dann noch leiden? ‚Dada‘ ist vollkommene Glückseligkeit. Suche Zuflucht bei ihm! Wo sollte es dann noch Probleme geben? Denn eine bestechliche und eigennützige Person wird nie glücklich werden. Wenn du Zuflucht in ihr suchst, wirst du leiden müssen. Sie ist unglücklich und kann ihre eigenen Leiden nicht überwinden. Wie könnte sie dir helfen? Deshalb finde den vollkommenen Geist, den Ort ewiger Glückseligkeit, der keinen Eigennutz hat und von jeder Anhaftung frei ist. Suche bei ihm Zuflucht und erreiche die vollkommene Glückseligkeit im reinen Selbst!

Wenn Konflikte eskalieren, verwandeln sie sich in offenen Streit. Wie kannst du Freundschaft mit einer Person pflegen, die nur Streit verursacht? Das gleicht dem Versuch, sauer gewordene Milch wieder zurück zu verwandeln. Dabei wirst du selbst nur sauer. Halte lieber Abstand von einer solchen Person, oder besser noch, werde ein Erleuchteter! Mit der wahren Erkenntnis des Selbst wirst du erkennen, dass in dieser Person nur ein aufgenommener Film abläuft. Das innere Selbst ist überall rein, oder nicht? Aber solange du in diesem Gefängnis der Gegensätze gefangen bist, was kannst du tun? Was ist das für ein Gefängnis? Es ist, als würdest du in einem Haus wohnen, wo alle anderen Familienmitglieder ständig über dich herfallen. Wie könntest du in diesem Haus glücklich werden? Du kannst nicht einmal in Ruhe schlafen, und aus Angst vor Streitigkeiten lehnst du sogar das gemeinsame Essen ab. Jeder Moment ist voller Leiden, und du kannst nicht entkommen und musst es ertragen. Schau nur, wie das Karma wirkt! Obwohl du hier Zuhause bist, lebst du in feindlicher Umgebung. Das ist dein angesammeltes Karma, und die Welt ist so, dass man aus dem resultierenden Leiden nicht entkommen kann.

Einst besuchte mich ein Mann und erklärte mir, dass er zwar verheiratet ist, aber seine Ehefrau nicht mag. Und als ich nach dem Grund fragte, antwortete er, dass sie lahm sei und beim Laufen humpelt. Da fragte ich: „Liebt deine Frau dich?“ Und er sprach: „Sicherlich, sie mag mich. Ich bin gutaussehend, gebildet, verdiene reichlich Geld und habe keine körperlichen Behinderungen.“ Daraufhin erklärte ich ihm: „Die Schuld liegt bei dir. Welche Sünde hast du angesammelt, dass du eine lahme Frau bekommen hast? Und welches Verdienst hat sie, so einen guten Ehemann wie dich zu haben? Du erntest immer nur das, was du selbst gesät hast. Warum also andere für dein Unglück beschuldigen? Nun geh, und ertrage deine Schuld, und pass auf, dass du solche Schulden nicht erneut ansammelst.“ Der Mann verstand es, konnte seine Lebenskrise beenden und wurde wieder glücklicher.

Das Lösen von Konflikten ist ein wesentlicher Schritt auf dem Weg der Befreiung. Mit jedem gelösten Konflikt entsteht mehr Glück. Wann kannst du behaupten, dass das Dharma bei dir zuhause ist, auch wenn du noch keine Selbsterkenntnis erreicht hast? Wenn du alle Umstände tolerieren kannst und kein Öl mehr in die Flamme der häuslichen Konflikte gießt. Dann kannst du als ein Edler gelten. In einem solchen Haus wohnt Gott gern. Denn wo es viele Konflikte gibt, gibt es auch viel Zerstörung und Untergang. Von dort flieht Gott, und mit ihm Lakshmi, die Göttin des Wohlstandes. Dagegen gibt es keine Konflikte in einem Haus, wo das Dharma lebt, und falls sich doch einmal im Jahr ein Streit erhebt, gibt es eine baldige Lösung, und jeder wird darauf achten, dass es nicht wieder geschieht. Die Göttin Lakshmi hat zwei große Gebote, nämlich völlige Ehrlichkeit und das Zurückzahlen jeglicher Schulden. Wie könnte Lakshmi also zufrieden sein, wenn du sie zwar verehrst, aber ihre Gebote brichst?

Gott sagt, das Rad des weltlichen Lebens dreht sich so lange, solange es geistige Konflikte gibt. Und Befreiung ist, wenn der Geist von allen Konflikten frei wird. Dann kann der Geist überall beruhigt in Frieden verweilen. Schau, sogar dieses kleine Baby dort beruhigt sich durch den kühlenden Nektar unserer Worte. Es fühlt bereits, was kühl und heiß ist (bzw. beruhigend und aufregend). Wenn sich seine Eltern zu Hause streiten, dann hört das Kind den Klang der Worte, unterscheidet ärgerliche und liebevolle Augen und erkennt die Stimmung. Auch wenn es jetzt noch klein und hilflos ist, sein Geist prägt sich dabei, und es wird sich später entsprechend revanchieren.

Wie die Konflikte entstehen, so vergehen sie auch wieder, aber in dieser Zeit binden sich die Leute an zahllose Zyklen von Geburt und Tod. Die Samen für diese Konflikte wurden in den zahllosen Leben zuvor gesät. Sie liegen unentfaltet und warten, dass sie unter den passenden Bedingungen keimen können. Nur der Erleuchtungsgeist hat die Macht, diese Samen der Konflikte zu verbrennen, so dass keine neuen mehr entstehen.

Shrimad Rajchandra sprach dazu: „Ich verneige mich vor denen, die wenigstens für einen Tag keine Konflikte in ihrem Haus haben.“

128. Glück und Leid

Wo gibt es Leid? Dort, wo du der Welt folgst. Denn in der Welt gibt es kein beständiges Glück, und welche Wege du auch gehst, überall kann dich das Leiden treffen. Nur wenn du dem Erleuchtungsgeist folgst, gibt es kein Leiden mehr. Denn wo Erleuchtung ist, kann kein Leid bestehen.

Was ist echtes Leid? Leid ist, wenn du Hunger hast, aber keine Nahrung erhältst. Leid ist, wenn du durstig bist, aber kein Wasser findest. Leid ist, wenn du atmen willst, aber keine Luft bekommst. Solange du Nahrung, Wasser und Luft hast, kannst du alle anderen Leiden tolerieren. Du kannst sie ertragen und wirst daran nicht sterben. Und trotzdem läufst du umher, und trägst eine unnötige Last verschiedenster Leiden!

Fragender: Warum sieht der eine Glück und der andere Leid in einer Sache? Was ist das?

Dadaji: Glück und Leid sind nur Illusionen, geistige Projektionen. Was dir gefällt, das macht dich glücklich. Und was du anderen zum Gefallen tust, das bildet dein verdienstvolles Karma. Die Neigungen deines Intellekts ändern sich ständig, und die Neigungen, die während des Sterbens existieren, wandern als Ergebnis ins nächste Leben. Das ist der Prozess der Evolution. Das Wissen, das du auf der ‚ersten Meile‘ deiner Lebensreise gewonnen hast, wird sich auf jeder weiteren Meile verändern und weiterentwickeln. Im letzten Leben mag eine Person das Stehlen geliebt haben, und in diesem Leben erkennt sie, dass es falsch ist. Aber trotz dieser Meinung stiehlt sie, und das ist die Auswirkung ihrer Meinung aus dem vergangenen Leben. Sie wird das Stehlen nicht lassen können, weil diese Wirkungen zwangsläufig sind. Sie müssen entladen werden, bis ihr angesammeltes Potential erschöpft ist, sonst könnte die Person nicht einmal sterben.

Was sagen wir dazu? Lieber Freund, ändere deine unheilsame Meinung! Bleib fest in deinem Entschluss, nie wieder zu stehlen! Und immer, wenn diese Idee kommt und dich zur Untat drängt, dann vernichte sie an der Wurzel. So wirst du erfolgreich sein.

Um die Menschen das Dharma des weltlichen Lebens zu lehren, sagen wir ihnen auch, dass sie anderen helfen mögen. Denke nicht immer nur an dich! Hilf den anderen zum Wohlergehen aller. Was du egoistisch tust, geht dem Wohl der Welt verloren. Was du für alle tust, bleibt dem Wohl der Welt erhalten. Gott, das reine Selbst, sagt: „Ich helfe allen, die anderen helfen. Wer aber nur an sich denkt, der muss sich auch um sich selber kümmern.“

129. Die Fehler von anderen sehen

Fragender: Wenn ich in anderen Fehler sehe, sind dann diese Fehler auch in mir?

Dadaji: Nein, das muss nicht sein, aber der Fehler kann existieren. Was macht dein Intellekt? Er versteckt ständig deine eigenen Fehler und findet sie bei anderen. Das ist das Werk der Unwissenheit. Wer seine eigenen Fehler erkannt und vernichtet hat, sieht auch in anderen keine Fehler mehr. Seine Unwissenheit ist verschwunden, und er sieht nirgends mehr eine Schuld. Denn das ist der Segen der wahren Erkenntnis, dass man nirgends mehr Fehler sieht.

Die Fehler sind wie das Schmutzwasser in der Kanalisation. Niemand öffnet gern die Kanaldeckel. Selbst Kinder halten sich hier zurück. Und doch werden in jeder ‚Küche‘ Abwässer produziert, aber die Kanaldeckel bleiben zu. So hat jeder seine Fehler, manche sind zornig und andere ungeduldig. Diese Fehler zu sehen, ist wie das Öffnen der Kanaldeckel. Die Tugenden zu sehen ist gut, aber die Kanaldeckel zum Schmutzwasser sollte man vor allem bei sich selber öffnen. Viele merken es gar nicht, wenn ihre Kanalisation völlig verstopft ist und überläuft. Und selbst wenn sie es merken, was können sie tun? Mit der Zeit gewöhnen sie sich an all diesen angesammelten Schmutz, und daraus entstehen alle möglichen Krankheiten.

Die Leute lesen die heiligen Schriften und rezitieren: „Sprich nicht schlecht über andere!“ Und doch können sie nicht damit aufhören. Jede kleinste schlechte Rede über andere bringt großen Schaden. Sie halten ihre eigenen Kanaldeckel fest verschlossen, aber freuen sich, die der anderen zu öffnen. Andere zu kritisieren, ist immer ein Verlustgeschäft, als würde man zehn Rupien gegen eine Rupie wechseln. Du solltest deine Energie nicht dort investieren, wo es nichts (Verdienstvolles) zu gewinnen gibt. Die Kritik an anderen verbraucht viel Energie. Wenn du aus Sand anstatt Sesamsamen das Öl pressen willst, dann ist es nur sinnlose Verschwendung von Zeit und Energie. Warum solltest du das tun, wenn du damit nichts gewinnen kannst? Das Kritisieren anderer ist wie das Waschen fremder Wäsche, während deine eigenen Kleider dabei immer schmutziger werden. Ach Mensch (‚Mooa‘), wann wäschst du deine eigene Wäsche?

Wir verwenden häufig das Wort ‚Mooa‘. Was bedeutet es, und wie könnte man es übersetzen? Seine Bedeutung ist mystisch. Es ist eine freundliche Ermahnung, aber kein Vorwurf. Es gehört zu unserem ländlichen Dialekt und ist trotzdem sehr mächtig. Denn diese Sprache kommt aus dem Herzen eines Erleuchteten. Sie ist eine Verkörperung von Sarasvati, der Göttin des Lernens, und jeder Satz soll dich zum Nachdenken bringen.

130. Erinnerung

Fragender: Dadaji, warum kann ich die Vergangenheit nicht vergessen?

Dadaji: Die Vergangenheit ist etwas, das du nicht vergessen kannst, wenn du es willst. Du kannst dich aber auch nicht an alles erinnern, was du willst. Deswegen heißt es ‚Vergangenheit’. (Es ist vergangen, und nur die Erinnerung ist noch da.) Viele Leute möchten ihre Vergangenheit (zumindest teilweise) vergessen, aber ohne Selbsterkenntnis, verschwindet die Welt nicht in Vergessenheit.

Deine Erinnerung existiert aufgrund von Anhaftung und Abneigung. Je größer deine Anhaftung oder Abneigung für eine Sache ist, desto mehr wirst du dich daran erinnern. Wenn zum Beispiel eine junge Ehefrau für längere Zeit ihre Eltern besucht, um den Streit mit der Schwiegermutter zu vergessen, dann wird das wegen ihrer Abneigung nicht funktionieren. Und gleichzeitig erinnert sie sich an ihren Ehemann aufgrund ihrer Anhaftung, weil sie mit ihm viel Glück erfahren hat.

So erinnerst auch du dich wegen deiner Anhaftung und Abneigung an alles, was dich entsprechend glücklich oder unglücklich gemacht hat. Erst wenn sich die Verbindung zur Anhaftung und Abneigung auflöst, wird auch die Erinnerung verschwinden. Alle Gedanken, die sich von selbst in dir erheben, kommen aus der Erinnerung. Wenn das alles bereinigt wurde, wird dich die Erinnerung in Ruhe lassen, und du wirst völlig befreit lächeln können. Denn gewöhnlich verspannt die Erinnerung deinen Gesichtsausdruck. Dein Geist steht unter ständiger Spannung, und so kann auch dein Gesicht keine Glückseligkeit ausstrahlen.

Jede Person hat ihre eigenen Erinnerungen. Deshalb kannst du dich an andere Dinge erinnern als andere Personen, je nach deinen persönlichen Anhaftungen oder Abneigungen. Denn daraus entstehen all deine Erinnerungen.

Fragender: Müssen wir alle Erinnerungen bereinigen?

Dadaji: Ja, die Erinnerung selbst spricht zu dir und bittet dich, bereinigt zu werden. Ohne Erinnerung würdest du völlig hilflos sein. Wenn du nicht daran erinnert wirst, was willst du dann bereinigen? Wie könntest du erkennen, wo deine Anhaftungen und Abneigungen liegen? Die Erinnerung kommt, um eine Lösung zu finden. Sie kommt, um die damit verbundene Anhaftung oder Abneigung zu lösen. So löse alles, was kommt, und befreie dich davon! Die Erinnerung kommt, weil du einen geistigen Knoten dazu gebildet hast. Löse ihn auf, bereue jede Schuld, und sei fest entschlossen, diesen Fehler nicht zu wiederholen. Damit kannst du diese Erinnerung bereinigen, und sie wird dich nie wieder bedrängen. (Dadaji erklärt an anderer Stelle, dass dieser Prozess dem Schälen einer Zwiebel gleicht. Man muss gewöhnlich viele Schichten einer Erinnerung bereinigen, und jede bereinigte Schicht ist bereits ein Gewinn.) Und mit der wahren Erkenntnis des Selbst kannst du sogar alle Erinnerungen an die Welt bereinigen (bzw. vergessen), so dass du davon vollkommen befreit bist.

131. Bequemlichkeit in der Unbequemlichkeit

Gott sagt: „Suche Bequemlichkeit in der Unbequemlichkeit!“ In jeder Unbequemlichkeit gibt es auch Bequemlichkeit, aber man muss wissen, wie man sie findet.

Manche Leute finden ihr fünf Jahre altes Sofa unbequem, nur weil sie es als altmodisch betrachten. Das heißt, sich Unbequemlichkeit in der Bequemlichkeit zu schaffen. Manche sitzen auch in einem bequemen Sessel und fühlen sich trotzdem unbequem. Ach Mensch, es ist okay, wenn du dich einmal unbequem fühlst, aber nicht jeden Tag. Du beschwerst dich ständig über Schmerzen und Sorgen. Die Welt gibt dir alles, um dich glücklich zu machen, aber du bist unglücklich. Wenn dein neugekauftes Sofa nach fünf Tagen zusammenbricht, dann wird es erst richtig unbequem. So schaffst du dir Unbequemlichkeit, weil du Bequemlichkeit von einem neuen Sofa erhoffst. Das alte war doch noch gut! Manche Frauen sehen bei ihrer Nachbarin ein neues Sofa und nerven dann ihren Ehemann wochenlang, bis er ein ähnliches kauft, und das sogar noch auf Kredit. Und wenn dann dieses Sofa zerbricht, steht ihr Herz in Flammen. Ach Mensch, alles kann brennen, aber nicht dein wahres Selbst! Aber was kannst du tun, solange du das wahre Selbst nicht kennst? - Du solltest niemals andere nachahmen! Das machen nur Leute mit wenig Vernunft und leiden entsprechend darunter. In jeder Wohnung steht heutzutage ein Sofa. Aber warum müssen alle das Gleiche haben? Bleib doch du Selbst, anstatt andere nachzuahmen! Richte doch dein Wohnzimmer nach indischem Stil ein, eine dünne Futon-Matratze, schöne weiße Decken und viele harte Kissen. Auf diese Weise bleibst du authentisch, und bequem ist es auch.

Wieviel braucht ein Mensch zum Leben? Genügend Nahrung, Kleidung und Unterkunft. Doch heutzutage schaffen sich die Leute so viele unnötige Probleme. In Wahrheit müsste es kein Unglück in dieser Welt geben. Nur durch ihre Unwissenheit haben sich die Menschen so viel Unglück geschaffen.

Dein Nachbar mag dich heute einladen und morgen ignorieren. Warum erwartest du jeden Tag bequeme Freundlichkeit? Wenn er dich einlädt, fühlst du dich geachtet und geschmeichelt. Und wenn er dich ignoriert, fühlst du dich missachtet und schlecht. Du solltest lieber gelassen bleiben. Dann ist es gut, wenn du eingeladen wirst, und auch gut, wenn du ignoriert wirst. Du hast unendliche Glückseligkeit in dir selbst! Aber du weißt nicht, wie du sie entdecken und erfahren kannst. In Wahrheit gibt es nur eine Art des Glücks, aber die Menschenwelt hat sich unzählige Arten geschaffen. Das wahre Glück findest du erst, wenn du die Wahrheit dieser Welt erkennst. Wie lange willst du noch diesem eingebildeten und schnell vergänglichen Glück nachlaufen? Aber was kannst du tun, solange du darin gefangen bist? Höre ein Beispiel dafür.

Ein Hindu-Kaufmann war sehr eng mit einem Moslem befreundet. Während Muharram (dem ersten Monat nach moslemischem Kalender) gingen beide spazieren, und auf dem Weg versammelte sich gerade eine traditionelle moslemische Tajiya-Prozession. Der moslemische Freund war sogleich begeistert und konnte nicht widerstehen. Er rief seinem Hindu-Freund noch zu, dass er in ein paar Minuten zurück sei, dann verschwand er in der Menge und begann zu rufen: „Ya Hussain, Ya Hussain...“ Der Kaufmann stand da und wartete eine halbe Stunde auf ihn. Doch sein Freund war im Fieber der Prozession versunken und wollte nicht aufhören. Und obwohl er ihn alle fünf Minuten rief, kam er nicht heraus. Nach einer Stunde ergriff der Kaufmann verzweifelt die Hand seines Freundes, um ihn aus der Menge herauszuziehen. Aber stattdessen wurde er selbst hineingezogen, und der Freund bat ihn, weitere zwei Minuten „Ya Hussain, Ya Hussain...“ rufen zu dürfen. Da konnte der Hindu-Kaufman in der Menge nicht anders, und begann ebenfalls zu rufen. Weil er aber die Sprache nicht kannte, betonte er die Worte anders, so dass man bei ihm verstand: „Ich bin gefangen, ich bin gefangen...“

Schau, so ist diese Welt! Sobald du dich einmal verstrickt hast, ist es schwer wieder herauszukommen. Nur der Erleuchtungsgeist kann dich herausziehen. Ansonsten ist diese Welt eine Falle der Unwissenheit und Illusion. Nur wenn Unwissenheit und Illusion verschwinden, kann es Befreiung geben. Aber wie kann das geschehen? Sie verschwinden erst, wenn dich der Erleuchtungsgeist aus deinem Traum der Illusion erweckt. Niemand sonst kann das vollbringen. Ohne Erleuchtungsgeist, wird dich jede Bemühung, mit eigenem Willen aus dieser Falle herauszukommen, nur noch mehr verstricken.

132. Auf- und Entladung von Karma

Die illusorische Sicht ist die Aufladung der Einbildung, und die illusorische Auswirkung ist die Entladung der Einbildung. Es ist wie Wasser und Eis. Das Wasser ist die veränderliche Sicht, und das Eis ist die erstarrte Einbildung.

Was verursacht die Aufladung? Wenn das reine Bewusstsein die materiellen Formen berührt und die ‚Ichhaftigkeit‘ annimmt, dann lädt es sich entsprechend (mit Unreinheit) auf. Und je mehr sich das Bewusstsein in die Erinnerungen verstrickt, desto mehr wird es aufgeladen. Was sind das für Erinnerungen? Es sind die Erinnerungen der Anhaftung oder Abneigung. Und jede weitere Anhaftung oder Abneigung bezüglich irgendeiner Entladung lädt sogleich neues Karma auf. Das geschieht, wenn sich das Selbst mit eingebildeten Eigenschaften identifiziert. Das ist es, was das weltliche Leben vorantreibt. Alles, was sich durch die Illusion der Unwissenheit aufgeladen hat, wird sich auch wieder entladen.

Wenn zum Beispiel eine Dame in einen Laden kommt, ein schönes Kleid sieht, davon fasziniert wird und darüber nachzudenken beginnt. Das Problem ist nicht das Anschauen des Kleides oder die Wahrnehmung der Schönheit, sondern die Illusion der Anhaftung. Das Anschauen und Gefallen des Kleides ist Entladung, aber durch die Anhaftung ihres Bewusstseins wandelt sich die Entladung sogleich wieder in Aufladung. Die Dame wird vom Anblick des Kleides so eingenommen, dass sich ihr Bewusstsein nur noch auf das Kleid beschränkt. So groß wie das Kleid ist, so groß ist ihr Bewusstsein. Sie sieht jede einzelne Blume und jede Falte des Stoffes vor sich, und das eingebildete Selbst spielt unablässig mit diesen Bildern. Auch wenn sie wieder zu Hause ist, bleibt ihr Bewusstsein im Laden beim Kleid haften. Und wenn der Ehemann ihre geistige Abwesenheit bemerkt, dann fragt er sie: „Geht es dir gut? Ist alles in Ordnung?“ Der arme Mann! Woher sollte er wissen, dass sie zwar körperlich zu Hause ist, aber ihr Bewusstsein im Laden am Kleid haftet. Das ist es, was der Herr ‚aufgeladene Einbildung‘ nennt.

Es ist kein Problem, gute Speisen und Desserts zu genießen, aber wenn der Geschmack anhaftet, und du immer wieder danach begehrst, dann ist es Aufladung. Wenn du dich in die Nahrung verstrickst, dann verbindest du dich mit ihr, und die Einbildung lädt sich auf. Ähnlich ist es in deinem Beruf, der zunächst eine Entladung ist. Denn du betreibst deinen Beruf, weil du ihn entsprechend im vergangenen Leben aufgeladen hast. Und die Entladung beginnt, sobald du beginnst, diesen Beruf auszuüben. Aber wenn du dich darin verstrickst und anhaftest, dann beginnt ein neuer Prozess der Aufladung.

Alles, was von der Geburt bis zum Tod geschieht, ist zunächst Entladung. Das gegenwärtige Menschenleben ist eine Entladung von dem, was in der Vergangenheit aufgeladen wurde. In deinem letzten Leben hast du das Karma angesammelt, das zu dieser Menschengeburt führte und sich damit entlädt. Der Herr spricht nicht so sehr über die Entladung selbst, viel wichtiger ist deine geistige Einstellung in diesem Prozess der Entladung. Wenn du zum Beispiel in den Tempel zum Beten gehst, aber die ganze Zeit an deine Schuhe denkst, die du vor dem Tempel zurückgelassen hast (und die jemand stehlen könnte), dann lädst du damit deine Einbildung auf, obwohl diese Verehrung eigentlich ein Prozess der Entladung sein sollte.

Das Aufladen von Karma ist wie Wassertrinken, wenn du glaubst, dass du es persönlich trinkst. Dann wird es in Urin gewandelt, und die Ausscheidung ist die Entladung. Und wenn es dich irgendwo juckt, und du dich kratzen musst, dann ist es eine Entladung, und wenn du dich danach erleichtert fühlst, dann ist es eine Aufladung. Alle grobstofflichen Aktivitäten des Körpers sind eine Entladung, und darin ist eigentlich nichts, worüber man sich freuen oder ärgern sollte. Es ist das eingebildete Selbst, das genießt oder leidet, während das reine Selbst allein der erkennende Seher ist. Der Seher weiß, dass mit dem Kratzen das brennende Jucken nachlässt, aber an dem Gefühl der Erleichterung anzuhaften, lädt neues Karma auf. Die bereits aufgeladene Einbildung vergeht, und gleichzeitig sammelst du eine neue an. Bei dieser Aufladung magst du vielleicht an eine weitere Menschengeburt denken, aber du kannst auch ein Esel werden! Man kann es nicht voraussehen. Deswegen sind sich auch viele Leute nicht bewusst, was für sie heilsam oder unheilsam ist. Am Ende wundern sie sich über das Ergebnis, das sie gar nicht beabsichtigt haben. Alles, was gegen das Wohlergehen aller Wesen ist, sollte in Gedanken, Worten und Taten vermieden werden. Nur was zum Wohl der anderen geschieht (also nicht egoistisch oder eigennützig ist), ist gut. Ansonsten solltest du einen besseren Weg suchen.

Das wahre ‚ICH‘ ist für die Steuerung des mechanischen (eingebildeten) ‚Ich‘ nicht verantwortlich. Wenn diese Maschine einmal gestartet wurde, kann man sie nicht mehr ausschalten. Alles, was aufgeladen wurde, muss sich auch entladen. Nicht einmal Gott hat die Macht, diesen Prozess zu stoppen. Wie die Karma-Batterie aufgeladen wurde, so wird sie sich entladen. Erst mit der Selbsterkenntnis des wahren ‚ICH‘ gibt es keine Aufladung mehr, weil die persönliche Verstrickung mit der Entladung verschwindet. Dann geschieht die Entladung (bzw. Auflösung) mit reiner Selbst-Bemühung.

Die Aufladung ist ein langsamer und schrittweiser Prozess. Zuerst 1°, dann 2° und 3°, bis irgendwann vielleicht 500° erreicht sind, und plötzlich die Entladung beginnt. Du bekommst zum Beispiel einen Wutanfall, und damit sinkt die Ladung auf 450°, später vielleicht auf 400° und irgendwann auf 1°, bis schließlich alles entladen ist. Jede Entladung beginnt auf dem Gipfel der Aufladung, und sinkt dann schrittweise ab. So flammt die Wut beispielsweise bei 500° auf und kühlt sich dann entsprechend ab.

133. Zu- und Abneigung

Überall im Leben empfindest du Zu- oder Abneigung. Das geschieht einfach so, auch wenn du es nicht willst. Doch warum? Kaum jemand denkt darüber nach, und wenn doch, dann kannst du daran nicht viel ändern. Denn du hast es nicht im Griff. Seit dem Tag deiner Geburt werden deine drei Batterien von Denken, Worten (bzw. Begriffen) und Körper entladen, wie sie zuvor aufgeladen wurden. Wenn sich etwas entlädt, was dir nicht gefällt, dann weißt du, dass du etwas Negatives aufgeladen hattest. Wenn du also in Zukunft Glück erfahren willst, dann lade Positives auf! Soweit es dein gegenwärtiges Leben betrifft, dort läuft nur der Film ab, der zuvor aufgezeichnet wurde, und dir bleibt eigentlich nichts anderes übrig, als deine Rolle zu spielen. Doch wenn dir Unangenehmes begegnet, rufst du „Schnitt! Schnitt“, und willst den Film zensieren. Ach Mensch, was nützt dir diese Zensur jetzt? Du solltest darüber nachdenken, während der Film aufgenommen wird und du dein Karma ansammelst. Was gegenwärtig geschieht, kann niemand mehr ändern. Was bleibt dir also übrig? Schau den Film einfach nur an, ohne Anhaftung und ohne Abneigung!

Die ganze Welt wird von der Aufladung beherrscht. Ob dir etwas gefällt oder nicht, geschieht durch die Entladung von Einbildung, und deine persönliche Anhaftung und Abneigung erzeugt die Aufladung deiner Einbildung. Der Herr gebietet (auf dem Weg zur Befreiung) die Entladung, aber nicht die Aufladung. Deshalb versuchen manche Leute, die Blätter des Baums der Entladung abzuschneiden, doch laden damit neue Einbildung auf. Wie wollen sie jemals zum Ziel kommen? Andere schneiden die Zweige oder Äste ab, und manche fällen sogar den Stamm. Aber solange die Hauptwurzel arbeitet, wird der Baum wieder austreiben und neue Einbildung aufladen. Welche Pläne die Leute auch schmieden, um diesen Baum des weltlichen Lebens zu entwurzeln, sie werden nicht erfolgreich sein. Dieses Werk kann nur der Erleuchtungsgeist vollbringen. Denn der Erleuchtungsgeist kämpft nicht gegen die Blätter, Zweige, Äste oder den Stamm. Er wird noch nicht einmal die zahllosen Nebenwurzeln berühren. Er kennt die Hauptwurzel dieses Baumes und findet sie. Dann gibt er etwas ‚Medizin‘ an die Hauptwurzel, und der ganze Baum vertrocknet.

Der Erleuchtungsgeist macht nichts anderes, als deine Batterie vom Ladegerät abzuklemmen und drei Meter zu entfernen, so dass keine weitere Aufladung stattfinden kann. Denn was die Leute auch immer versuchen, solange die Aufladung nicht beendet wird, kann man von der Einbildung der Illusion nicht frei werden. Du magst auf alles verzichten, dich kopfüber an einen Baum hängen oder alle erdenklichen Rituale ausführen, du wirst nicht erfolgreich sein. Im Gegenteil, du wirst mehr und mehr im Netz der Illusion gefangen. Erst, wenn du alle Arten der Einbildung aufgelöst hast, kannst du die Befreiung erreichen.

Solange du überzeugt bist „Ich bin der Handelnde!“, wirst du (Karma) aufladen. Dann sind sogar deine Aussagen wie „Ich besuche die Heiligen!“, „Ich opfere!“ oder „Ich meditiere!“ alles Aufladungen. Es wäre kein Problem in diesen Aussagen, solange du im Lebens-Film nur deine Rolle spielen würdest. Aber wenn du als persönlich Handelnder sprichst, dann steht dein Ego dahinter, und du sammelst während der Entladung neues Karma an. Über die Entladung kannst du keine Kontrolle haben, aber über die Aufladung. Wer sich also wirklich Befreiung wünscht, kann diesen Weg gehen. Ach Mensch, wenn du wirklich etwas Wertvolles aufladen möchtest, dann nimm den Wunsch zur Befreiung!

Jeder hat das Recht, die Dinge anzuschauen, aber man sollte sich nicht darin verstricken. Ein erleuchteter Geist sieht die Dinge mit anderen Augen als gewöhnliche Menschen. Erleuchtete bewegen sich zwar genauso wie andere Leute hier in der Stadt, aber ihr Geist verliert sich nicht in den Dingen. Ihr Sinnesbewusstsein wandert nirgendwohin. (Denn sie sind in der Gegenwart und sehen die Dinge, wie sie sind.)

Das persönliche Karma ist deine Batterie, die aufgeladen wird. Sie ist eng mit deinem Selbst verbunden und wird deshalb ständig geladen. Wir können diesen Lade-Prozess beenden, und dann gibt es für unsere großen Seelen (die Mahatmas) nur noch Entladung. Von da an wird die Batterie entladen, was auch immer geschieht, und das reine Selbst ist der erkennende Seher von allem. Wenn der Geist aufgewühlt ist, erkenne es! Und wenn der Geist ruhig ist, dann erkenne es auch! Einfach nur Sehen und Erkennen, dann wird sich nichts mehr aufladen. Was dann noch kommt, lass es kommen. Was es auch sei, es ist, wie es ist.

„Persönliches Karma ist deine Batterie!“ - Diese fünf Worte beinhalten die Essenz aller fünfundfünfzig Lehren von Lord Mahavir. Deshalb braucht man oft Millionen Leben, damit nur eine Illusion verschwindet.

Fragender: Was ist der Unterschied zwischen Illusion und Begierde?

Dadaji: Illusion entsteht durch die Unwissenheit über das reine Selbst, während die Begierde nur eine Entladung von Karma ist. Aber die Grundquelle ist die Illusion der Unwissenheit. Es ist wie der Regen, der vom Himmel fällt, aber der Himmel bleibt, wo er ist. Der Wind weht die Wassertropfen umher, bis sie auf die Pfützen am Boden schlagen und Luftblasen erzeugen (wie die schnellvergängliche Illusion der Formen). Der Regen fällt von selbst, und der Wind weht von selbst. In Wahrheit gibt es weder im Regen noch im Wind irgendwelche Begierde. Es ist nur Entladung, die geschieht, weil es geschehen muss.

Fragender: Woher wissen wir, ob es Aufladung oder Entladung ist?

Dadaji: Die Aufladung beginnt mit der Einbildung von: „Ich bin Max!“ Entsprechend endet die Aufladung, wenn du wahrhaft erkennst: „Ich bin reines Selbst.“ Sobald du dich persönlich in die Entladung verstrickst, lädst du neues (Karma) auf. Wer würde das tun wollen? Was äußerlich nur wie eine Entladung erscheint, ist gleichzeitig auch eine Aufladung. Man kann nicht mehr unterscheiden, was Auf- oder Entladung ist. Wenn das möglich wäre, würde jeder (der Befreiung sucht) die Aufladung vermeiden. Doch ohne Erleuchtungsgeist lässt sich der Unterschied nicht erkennen. Erst, wenn du das reine Selbst bist, gibt es nur noch Entladung. Solange du das eingebildete Selbst von „Ich bin Max!“ bist, wird sich immer auch Karma aufladen. Dann werden sich die alten Batterien zwar entladen, aber weil du diese Entladung nicht gelassen ertragen kannst, laden sich die neuen Batterien wieder auf. Und solange du Karma auflädst, solange wirst du leiden müssen. Du wirst eine brennende Unruhe im Inneren fühlen wie ein loderndes Feuer, und Verwirrung und Ängste werden dich quälen. Während der reinen Entladung fühlst du diese Qualen nicht, weil du dich persönlich nicht in die Geschehnisse verstrickst.

Gott sagt: „Ich übernehme jede Verantwortung für alle Entladungen, aber nicht für die Aufladung!“ In diesem Satz steckt die Weisheit aller heiligen Schriften. Das Beenden der Aufladung bedeutet auch ein (zukünftiges) Ende der Entladung. Aufgeladene Einbildung gleicht einem Schuldschein, während die Entladung wie Bares in deiner Hand ist.

Wir garantieren dir, nachdem du ‚Dada Bhagwan‘ (den ‚göttlichen Vater‘) gefunden hast, wird es keine Aufladung mehr geben!

134. Das Wesen der Einbildung

Es gibt zwei grundsätzliche Arten der Einbildung, nämlich die Aufladung durch die persönliche Sicht und die Entladung durch die persönliche Erfahrung.

Das Aufladen der Einbildung hängt davon ab, worauf deine persönliche Begeisterung (bzw. Begierde) gerichtet ist. Das Verlangen nach den vergänglichen Dingen der Welt ist verblendete Einbildung. Das Verlangen nach den vergänglichen Dingen zusammen mit dem Wunsch nach Selbsterkenntnis ist vermischte (bzw. langsam erwachende) Einbildung, aber man glaubt immer noch an die Wahrheit der relativen Welt. Der Wunsch nach Selbsterkenntnis, um die alleinige Wahrheit zu finden, ist einsgerichtete Einbildung. Das heißt, Intellekt und Sicht sind fest auf das wahre Selbst gerichtet. Denn wahre Erkenntnis ist die Erkenntnis des Selbst. Diese Einbildung der Selbsterkenntnis ist dann die letzte Einbildung (vor der Befreiung). Deshalb nennt man sie auch richtige Einbildung, und jede andere gilt als falsch. Jede eingebildete Sicht verhindert, dass du die Dinge sehen kannst, wie sie in Wahrheit sind. Wegen dieses Schleiers der Unwissenheit vor deiner Sicht siehst du dich als die Person ‚Max‘.

Worauf basiert diese Welt? Sie existiert durch eingebildete Sicht. Der Herr sagt nichts gegen die Entladung von Einbildung, solange sie wirklich verschwindet. Ohne Selbsterkenntnis gibt es zwar auch Entladung, aber durch den Glauben an das eingebildete Selbst (‚Ich bin Max!‘) wird gleichzeitig neue Einbildung aufgeladen. Die Entladung geschieht durch den Schleier der Unwissenheit über Denken, Worte und Körper. Daraus entsteht die Überzeugung „Ich bin der Handelnde!“ und „Das ist mein!“, was wahrhaftig nur Einbildung ist. Wer das wirklich versteht, wie es auch der Herr (Lord Mahavir) erklärt hat, der versteht auch, dass sogar „Ich meditiere!“ eine aufgeladene Einbildung ist. Alle weltlichen Aktivitäten, sei es auch Meditation oder Verehrung, die du als persönlich Handelnder ausführst, sind aufgeladene Einbildungen, die sich entladen. Während deine persönliche Motivation (bzw. Absicht) und deine Verstrickung ins Handeln Einbildungen sind, die sich aufladen.

Die Entladung der Einbildung ist das Ergebnis, sozusagen die persönliche Erfahrung mit allen Früchten, die du erntest. Die Aufladung der Einbildung ist von deiner persönlichen Sicht abhängig, und entsprechend entlädt sich diese Einbildung wieder in persönlicher Erfahrung. Diese Entladung kann zu viel Verwirrung und Verstrickung führen, und entsprechend lädst du Einbildung auf.

Durch die Allgegenwärtigkeit des Selbst kann sich das Bewusstsein zu einer verkörperten Person aufladen. Und diese Aufladung entlädt sich später wieder. Wenn Bewusstsein und Körper zusammenkommen, dann lädt sich zwar das Bewusstsein (mit Unwissenheit) auf, aber das Bewusstsein selbst bleibt, was es ist (nämlich das reine Selbst). Alles, was sich körperlich entlädt, kann zu einer Sinneserfahrung werden. Deshalb sagen wir, dass es zuvor aufgeladen wurde, und nennen es Anhaftung und Abneigung. Und das ist kein reines Bewusstsein mehr (sondern ein vermischtes, halb träumend und halb wach).

Wenn zum Beispiel eine Person lebenslang im Gefängnis sitzt und nur normales Essen ohne süßen Nachtisch bekommt, bedeutet es dann, dass seine Einbildung diesbezüglich verschwindet? Nein, sie existiert weiter, aber liegt inaktiv und schläft. Wenn man zu bestimmten Dingen keinen äußerlichen Kontakt mehr hat, bedeutet es nicht, dass auch die entsprechende Illusion verschwindet.

Fragender: Dadaji, gibt es Menschen mit mehr oder weniger Einbildung?

Dadaji: Eigentlich nicht. Denn schon ein kleinster Samen der Einbildung kann die ganze Welt bedecken, wenn er entsprechend sprießt. Deshalb ist es nicht entscheidend, ob die Einbildung mehr oder weniger ist. Erst, wenn die Einbildung völlig verschwindet, kannst du das Höchste erreichen. Nur Gott und die Belehrung der Weisen sind wirklich lobenswerte Einbildungen. Darüber hinaus gibt es unendlich viele andere Arten der Einbildung. Es ist unmöglich, alle einzeln zu überwinden. Es dauert (auf dem natürlichen Weg) oft Millionen Leben, bis man nur eine einzige Einbildung loswird. Der Mensch gleicht einem vollgestopften Museum der Einbildungen. Ohne Selbstverwirklichung kann man davon niemals frei werden.


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