Pushpak Die SündflutZurück WeiterNews

Die Sündflut

Des Wiwaswan Sohn war ein König und großer Weiser, ein Fürst der Männer, dem Pradschâpatis ähnlich an Glanz.

Durch Kraft, Herrlichkeit, Glückseligkeit und Buße zumal übertraf Manus seinen Vater und Großvater.

Mit emporgestreckten Armen übte der Herrscher der Männer, auf Einem Fuße stehend, strenge, große Buße.

Das Haupt gesenkt, mit festem unbewegtem Blick, büßte er schreckliche Buße eine lange Reihe von Jahren.

Zu ihm dem büßenden mit genäßter, langer Haarflechte, sprach einstmals, an das Ufer der Wirinî gekommen, ein Fisch diese Rede:

Glückseliger! Ein kleiner Fisch bin ich, vor den starken Fischen habe ich Furcht; darum wollest du mich retten, o Vollbringer der Gelübde!

Denn starke Fische verzehren den schwachen Fisch zumal; so ist ein ewiges Loos uns verhängt.

Darum aus dieser großen Furcht- Fülle zumal wollest du mich den versinkenden befreien; Gegendienst werde ich nach vollbrachter Tat dir leisten.

Des Fisches Rede vernommen habend, nahm von Mitleid erfüllt, der Wiwaswatide Manus selbst mit der Hand jenen Fisch.

Den an des Wassers Ufer gebrachten Fisch warf der Wiwaswatide Manus in ein den Mondesstrahlen an Glanz ähnliches Gefäß.

Daselbst wuchs, o König, jener Fisch, der vorzüglich gepflegte; wie zu einem Sohne neigte zu ihm Manus das Gemüt zumal.

Aber nach langer Zeit war dieser Fisch sehr groß, und als er in dem Gefäße nicht Platz hatte,

da sprach der Fisch zu Manus, ihn sehend, wieder also: O Glückseliger, Guter, an eine andere Stelle bringe mich!

Herausnahm aus jenem Gefäße sodann jener Glückselige, Manus, jenen Fisch, und zu einem großen See brachte ihn Manus.

Dort warf ihn hin Manus, der Bezwinger feindlicher Städte. Aber es wuchs jener Fisch wieder viele Reihen von Jahren.

Drei Meilen lang war der See, und breit auch eine Meile; in diesem konnte nicht weilen der Fisch, der Lotusäugige,

oder sich regen, der Fisch, o Kunti- Sohn! in dem See, o Herr der Waisja's; zu Manus sprach der Fisch sodann, ihn sehend, wieder also:

Bringe mich, Glückseliger, Guter, zu des Meeres Gattin, o Herr! zur Gangâ, dort werde ich wohnen; oder wie du, o Lieber, meinst.

Denn mir ziemt zu stehen unter deinem Befehl ohne Murren, denn dies große Wachstum habe ich erlangt durch dich, o Sündeloser!

So angeredet, brachte Manus der glückselige, gewaltige, den Fisch zum Flusse Gangâ, dort warf er ihn hin selbst, der unbesiegte.

Es wuchs dort einige Zeit lang, o Feindbändiger, der Fisch; dann sprach wieder zu Manus, ihn sehend, der Fisch diese Rede:

In der Gangâ kann ich nicht wegen der Große mich regen, Erhabener! zum Meere bringe mich schnell, sei gnädig, o Glückseliger, mir.

Herausnahm aus der Gangâ- Flut sodann den Fisch Manus selbst; und zum Meere brachte er ihn, o Prithâ- Sohn, dort warf er ihn hin.

Sehr groß aber war jener Fisch, den Manus dahin brachte, nach Wunsch zu fassen jedoch, und berührt Wohlgeruch verbreitend.

Als in das Meer geworfen nun jener Fisch von Manus, da sprach er zu ihm diese Rede lächelnd gleichsam:

O Glückseliger! Erhaltung hast du mir gewährt, vollkommene zumal; was, wann die Zeit genaht, du zu tun hast, das vernimm von mir.

In kurzem, Glückseliger, wird dies irdische Feste und Bewegliche ganz und gar, o vielbeglückter, in Überschwemmung geraten.

Diese Abwaschungszeit der Geschöpfe ist nahe; darum verkünde ich dir, was dir zum höchsten Heile gereichen wird.

Von dem Beweglichen und Festen was sich reget, und was sich nicht reget, dem allen ist genahet die Zeit, die überaus schreckliche.

Ein Schiff hast du zu bauen, ein festes, seilversehenes; in dieses sollst du mit den sieben Weisen zugleich hineinsteigen, großer Einsiedler!

Und die Samen auch alle, wie sie immer genannt von den Brahmanen vormals, bringe in dies Schiff, wohlverwahret, abgesondert.

Und im Schiffe seiend, sieh mir entgegen, alsdann o Liebling der Einsiedler, werde ich nahen, gehörnt, dadurch erkennbar, o Büßer!

So ist dies von dir zu machen, sei gegrüßt, ich gehe. Wahrlich sie können nicht überschifft werden, die großen Wasser, ohne mich.

Nicht aber ist zu bezweifeln diese meine Rede von dir, Erhabener! „Dies werde ich tun“ so antwortete jener jenem Fische.

Beide gingen dann, wohin sie Lust hatten, nachdem sie Abschied genommen von einander. Manus hierauf, o großer König, wie ihm gesagt war von dem Fische,

die Samen mit sich nehmend alle, bestieg er das Meer, das großwogige, in einem schönen Schiffe, der verständige, o Feindbesieger!

Und es gedachte Manus jenes Fisches, o Herr der Erde! Jener aber, dessen Gedanken erkennend, der Fisch, o feindlicher Städte Bezwinger, gehörnt kam er herbei nun, o Bester der Bharatiden.

Als ihn sah, o Fürst der Manus- geborenen, Manus, den Fisch im Wasser- Meer, den gehörnten, mit der verkündeten Gestalt, einem emporgestreckten Berge gleich:

Da band ein Seil an des Fisches Kopf Manus, o Fürst der Manus- gebornen, an jenes Horn.

Gebunden mit jenem Seile, der Fisch, o feindlicher Städte Bezwinger! mit großer Schnelligkeit zog er fort das Schiff in der Meeresflut.

Und es setzte mit jenem Schiffe der Herr der Menschen über das Meer, das tanzende mit den Wogen, das brüllende mit dem Wasser.

Bewegt von starken Winden in dem großen Meere, dem wogenden, war jenes Schiff wie ein zitterndes, trunkenes Weib, o feindlicher Städte- Bezwinger.

Weder die Erde war sichtbar noch die Weltgegenden oder die Zwischenpunkte; alles war Wasser nämlich, Luft und Himmel, o Fürst der Männer.

In der so beschaffenen ganzen Welt, o Fürst der Bharatiden, wurden die sieben Weisen gesehen und Manus und auch der Fisch.

So zog viele Reihen von Jahren jener Fisch jenes Schiff unermüdet, o König, in jener Wasser- Fülle.

Und welches vom Himawân der höchste Gipfel, o Fürst der Bharatiden, dahin zog sodann das Schiff jener Fisch.

Hierauf sprach langsam der Fisch zu jenen Weisen lächelnd: Auf diesem Gipfel des Himawân bindet fest sogleich das Schiff.

Gebunden wurde auf des Fisches Wort von jenen Weisen schnell, o Fürst der Bharatiden, das Schiff auf dem Gipfel des Himawân.

Dieser Gipfel aber, der höchste des Himawân, wird Naubandhanam (d.h. Schiffsbindung) mit Namen genannt noch heute, dies wisse, Fürst der Bharatiden.

Dann sprach mit festem Blick zu den Weisen der Gnädige: „Ich bin der Herr der Geschöpfe Brahmâ; höheres als ich gibt es nichts.

In Fisch- Gestalt habe ich euch von dieser Gefahr befreit; von Manus aber sind die Geschöpfe alle, nebst Göttern, Asuren und Menschen

zu schaffen und alle Welten, was beweglich und was nicht sich bewegt; durch überstrenge Buße wird dies in Erfüllung gehen.

Durch meine Gnade wird er beim Schaffen der Geschöpfe nicht in Verwirrung geraten.“ Als die Rede gesprochen der Fisch, ging er augenblicklich zur Unsichtbarkeit.

Manus aber, der Wiwaswatide, begierig selbst zu schaffen die Geschöpfe, verwirrte sich bei der Schöpfung; große Buße büßte er sodann.

Mit großer Buße erfüllt, begann hierauf zu schaffen alle Geschöpfe Manus, augenscheinlich, passend, o Fürst der Bharatiden.

So ist nun jene alte, berühmte Geschichte, die vom Fische nämlich, von mir erzählt, die alle Sünden wegnehmende.

Wer ihn hört immer, diesen Wandel des Manus, vergnügt im Besitze aller vollkommenen Dinge, geht ein in die Himmelswelt ein solcher Mann.


Zurück Inhaltsverzeichnis Weiter