Pushpak Nalas und DamajantiZurück WeiterNews

Ein und Zwanzigster Gesang

Und nach Widarbhas kam Abends
Rituparnas der tapfere.
König Bhîma'n sogleich kündigt
Man die Ankunft des Helden an,
Der auf Bhîma's Geheiß also
Sogleich einfuhr in Kundina,
Die Länder all mit Lärm füllend
Durch das Rasseln des Wagens sein.
Dieses Wagengetön aber,
Nala's Pferde vernahmen's dort;
Hörend freuten sie sich dessen,
Wie sonst in Nala's Gegenwart.
Und Damajanti auch hörte
Nala's Wagengerassel nun,
Donners dumpfem Getön ähnlich,
Wenn da Wolke am Himmel naht.
Hohes Staunen erfüllt jene,
Als sie hörte so großen Lärm,
So wie vormals, wenn Fürst Nalas
Seine Rosse am Zügel lenkt.
Ähnlich glaubt sie das Roßtraben,
Ähnlich glaubten's die Pferde auch,
Im Palaste die Pfau'n ferner,
Im Stall die Elefanten so,
Und die Pferde daselbst hörten
Des Fürsts Wagengerassel nun. (1)
Hörend des Wagens Lärm schrieen
Die Pfau'n, die Elefanten auch,
Emporstreckend das Haupt sämtlich,
Wie von Wolkengetön erfreut.

Damajanti:

Wie dies Wagengetön, füllend
Gänzlich gleichsam der Erde Raum,
Mir das Gemüt erfreut, wahrlich,
Es ist Nalas, der Erde Herr!
Seh' ich das Mondgesicht heute,
Meinen Nalas, den Helden nicht,
Dessen Tugenden unzählbar,
Sterben werd' ich, ich zweifle nicht.
Wenn umfassen mich nicht heute
Die Arme jenes Helden noch,
Lust durch lieblichen Druck spendend,
Hör' ich unfehlbar auf zu sein.
Wenn mit Donnergetön Nalas
Mir nicht nahet, der Nischadher,
Heute, wahrlich in goldgleiche
Flamme werde ich stürzen mich.
Wenn er, den Löwen gleich tapfer,
Stark, wie berauscht ein Elefant,
Mir nicht nahet, der Fürstkönig,
Werd' ich sterben, ich zweifle nicht.
Nicht gedenket mir Unwahrheit,
Nicht gedenkt mir Beleidigung,
Nicht ein eitles Wort selber,
Das mit Willen er irgend sprach.
Edel, duldsam, ein Held, spendend
Mehr der Gaben als sonst ein Fürst;
Der auch heimlich nicht übt Niedres,
Wie geschlechtslos, mein Naischadhas;
Seiner Tugenden all denkend,
Täglich, nächtlich von ihm erfüllt,
Will dieses Herz vor Gram brechen,
Das vom Liebsten getrennte. —

Indem sie also wehklaget,
Wie besinnungslos, Bhâratas!
Besteigt das hohe Schloß jene,
Punjaslôkas (Nalas) von da zu sehn.
In dem mittleren Hof dorten
Sah den Wagen sie stehen dann;
Rituparnas den Fürst sah sie,
Nebst Wârschnêjas und Wâhukas.
Als gestiegen war Wârschnêjas
Von dem Wagen, und Wâhukas,
Spannten die Pferde aus jene,
Stellten sodann den Wagen hin.
Rituparnas der Fürst aber,
Der vom Wagen gestiegen war,
Nahte sogleich dem Weltherrscher
Bhîmas, furchtbarer Tapferkeit.
Es empfanget der Fürst Bhîmas
Mit hoher Ehrerweisung ihn,
Der schnell gekommen war grundlos;
Von Frau'neinladung wußt er nichts;
„Was soll ich tun? Willkomm sei mir!“
So sprach Bhîmas zu ihm, der Fürst;
Nicht wußte dieser Mannherrscher,
Daß um die Tochter er genaht.
Rituparnas der Fürst aber,
Weise, bewährter Tapferkeit,
Von Fürsten oder Fürstsöhnen
Sah er nicht einen einzigen;
Sah Brahmanen auch nicht kommen,
Hört nicht Kündung der Gattenwahl.
Da überlegt im Geist dieser,
Der Gebieter von Kôsala,
Und sprach sogleich: „Genaht bin ich,
Dich zu grüßen, den Würdigen.“
König Bhîmas jedoch, lächelnd
Dacht' er im Geiste bei sich nach,
Warum genaht er sein möge
Von über hundert Meilen her:
„Viele Dörfer zurücklegend,
Kam er aus diesem Grunde nicht;
Geringfügigen Grund wahrhaft
Gibt er von seiner Reise vor.
In Zukunft wird sich's aufklären,
Was der Grund seines Kommens ist,
Jetzt nicht.“ - So dacht' im Geist jener
Und entließ den Bewirteten,
„Zur Ruh' begib dich nun“, sprechend,
„Du bist müde“ - so für und für.
Bewirtet ging dann frohmütig,
Vom erfreuten erfreut der Fürst,
Mit den Dienern des Erdherrschers
In die gezeigte Wohnung ein. —

Als Rituparnas weg aber,
Den Wârschnêjas begleitete,
Nahm den Wagen anitzt Nalas,
Naht dem Wagenbehälter dann,
Da die Pferd' er gelöst hatte
Und besorget der Kunst gemäß,
Sie geliebkoset auch freundlich,
Auf den Wagen dann setzt' er sich.
Damajanti die gramvolle,
Als Rituparnas sie gesehn,
Den Fuhrmannssohn auch, Wârschnêjas,
Und jenen Wâhukas zugleich,
Da dachte in dem Geist diese:
Wessen Wagengetön war dies?
So wie des Nalas groß schien es,
Und doch seh ich den Nalas nicht.
Von Wârschnêjas gewiß wurde
Dieselbe Wissenschaft erlernt,
Darum nur war so groß eben
Der Wagenlärm wie Nala's sonst.
Rituparnas vielleicht kennt auch
So wie Nalas die Wissenschaft,
Dies Wagenrasseln drum schien mir
Ähnlich jenem des Nischadhers. —

Also dachte bei sich jene,
Bhîma's Tochter Waidarbhi nun;
Eine Botin sodann schickt sie,
Den Nalas auszuforschen, ab.


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(1) Nala's Pferde, nämlich diejenigen, womit Wârschnêjas, als jener all sein Gut im Spiele mit seinem Bruder Puschkaras verlor, auf Damajanti's Befehl das Kinderpaar nach Kundina gebracht hatte.