Pushpak Nalas und DamajantiZurück WeiterNews

Neunzehnter Gesang

Als des Sudêwas Wort aber
Rituparnas der Fürst gehört,
Schmeichelnd mit süßer Red' itzo
Sprach er also zu Wâhukas (Nala):
Nach Widarbha zu gehn wünsch' ich,
Zu Damajanti's Gattenwahl,
In einem Tage, Roßkund'ger,
Was meinest du, o Wâhukas? —

Als die Worte vernahm aber,
Des Königs, Naischadhas anitzt,
Ward zerrissen das Herz diesem
Vor Gram, er dacht' im Geiste so:
Kann Damajanti dies sprechen,
Kann sie von Schmerz betört es tun?
Ist es die feinste List etwa,
Die sie um mich ersonnen hat?
Oder will sie die Schmach — weh mir!
Üben, Bhaimi, die fromm gesinnt;
Beleidigt von dem Ruchlosen,
Die Armsel'ge, vom Sünder mir?
Auch ist der Frauen Sinn wankend,
Sehr schrecklich mein Vergehen auch. —
Mag sein, daß dieses tut jene,
Weil Trennung ihre Lieb' erstickt;
Erschüttert auch durch mein Elend,
Verzweifelnd, sie mit schlankem Leib! —
Nein, so handelt sie nie, niemals! —
Da sie Kinder ja hat zumal! —
Was hier wahr und was nicht wahr ist,
Gehend werd' ich es wissen bald.
Des Rituparnas Wort will ich
Um mein selbsten erfüllen drum. —

Dies erwogen im Geist, sagte
Der bekümmerte Wâhukas
Rituparna'n dem Mannherrscher,
Faltend die Hände, dieses Wort:
Erfüllen deinen Wunsch will ich,
Fahren werd' ich, o Männerfürst!
In einem Tage, Mann-Löwe,
Hin nach Widarbha's Stadt, o Herr! —

Und Pferdeschau sogleich hielt er,
Der Wagenlenker Wâhukas,
Dem Pferdestall genaht schleunigst,
Weil Rituparnas so befahl.
Von Rituparnas vielfältig
Angetrieben zur Eile nun,
Zu magern Pferden hin trat er,
Die tüchtig, rüstig auf dem Weg,
Von Mut und Kraft beseelt waren,
Gut von Rasse und Eigenschaft,
Frei von den bösen Merkmalen,
Breitnasig, groß von Kinnlad' auch,
Träger der zehen Haarlocken,
Sindhuentstammt und windesschnell.
Dies sehend sprach der Fürst aber,
Von Zorn etwas gereizt darob:
Was gedenkst du zu tun? sage!
Nein, täuschen lassen wir uns nicht!
An Stärk' und Schnelligkeit dürftig,
Sollen fahren die Rosse hier?
So langen Weg zu gehn sollten
Diese Pferde geeignet sein?

Nalas:

Ein' an der Stirn, am Kopf zweie,
Dann zwei und zwei auf Seit' und Seit';
Zwei und zwei an der Brust ferner,
Und auf dem Rücken eine auch!
Diese Rosse, sie gehn sicher
Nach Widarbha, ich zweifle nicht.
Welche andre du meinst aber,
Sag', ich spanne sie an sogleich.

Rituparnas:

Du bist Meister der Roßkunde,
Du hast Erfahrung, Wâhukas,
Welche für fähig du achtest,
Diese spanne mir schleunigst an. —

Die vier tüchtigen Pferd' also,
Durch Rass' und Eigenschaft bewährt,
Spannte dem Wagen vor jener,
Die schnellfüß'gen der Kundige.
Zu steigen eilt der Fürst demnach
Auf den Wagen, der angespannt,
Da auf die Knie hinfielen
Die Pferde, die vortrefflichen.
Aber der Männer Zier itzo,
König Nalas der glückliche,
Sprach zu den Pferden erst schmeichelnd,
Den mutvollen und kräftigen;
Mit den Zügeln sie antreibend,
Sodann ließ er sie gehen gleich,
Als Wàrschnêja'n er Aufsteigung
Geboten, sehr auf Eil bedacht. —

Die wackern Pferde, kunstmäßig
Angetrieben von Wâhukas,
Sprangen auf in die Luft gleichsam,
Den Fuhrmann wie betäubend ganz.
Als die eilenden Pferd' also,
Die windesschnellen, jener sah,
Ajôdhja's Fürst, der glücksel'ge,
Ergriff hohes Erstaunen ihn.
Dies Wagenrasseln wahrnehmend
Und dies Zügeln der Pferde auch,
Dachte Wârschnêjas nach über
Die Roßkunde des Wâhukas:
„Sollte Màtalis sein dieser,
Des Götterkönigs Fuhrmann wohl?
Denn wahrhaft ganz zu sehn glaub' ich
Des hohe Kunst in Wâhukas.“
Sâlihôtras vielleicht ist es,
In Roßkunde erfahren sehr,
Der menschliche Gestalt annahm,
Welcher erhab'ner Glanz verliehn?
Oder ist es der Fürst Nalas,
Der Bezwinger der Feindesstadt,
Der Manngebieter, der her kam?“
So überleget er im Geist,
„Oder was Nalas an Kenntnis
Besitzt, besitzt auch Wâhukas;
Ähnlich find' ich die Kunst nämlich
Des Wâhukas, des Nalas auch.
Auch ist das Alter ganz ähnlich
Wâhuka's und des Nalas auch.
Ist's nicht Nalas, der mutvolle,
So ist's ein Mann mit dessen Kunst;
Denn es irren die Hochgeist'gen
Auf der Erde verhüllt umher,
Wenn Schicksal es und Los heischet,
Entstellt nach schriftgemäßer Art
Kann ich den Zweifel nicht lösen?
Wegen der Leibsentstellung zwar
Ist des Beweises er ledig,
Dieses ist meine Meinung hier.
Alter ist ein Beweis, gleich ist's,
Doch die Gestalt, sie widerspricht. —
Für Nalas tugendreich halt' ich
Den Wâhukas am Ende doch.“
So überlegend vielfältig,
Dachte Wârschnêjas bei sich nach
Im Gemüte, o Weltherrscher!
Des Punjaslôkas (Nalas) Fuhrmann dort.
Rituparnas der Fürst aber,
In dessen Dienst Wârschnêjas nun,
Denkend Wâhuka's Roßkunde,
War erfreut im Gemüte sehr.
Das unbegrenzte Aufmerken
Auf die Lenkung des Viergespanns,
Den hohen Eifer wahrnehmend,
Ergriff hohes Entzücken ihn.


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