Pushpak Nalas und DamajantiZurück WeiterNews

Siebenzehnter Gesang

Sudêwas:

Bhîmas heißet der glanzvolle
Fürst Widarbha's, mit hohem Geist;
Des Tochter ist die Hochedle,
Damajanti, so ist ihr Name.
König von Nischadha aber
Ist Nalas, Wirasena's Sohn;
Des Gattin ist die Hochedle,
Punjaslôka's des sinnigen.
Im Spiele ward besiegt dieser
Von dem Bruder, des Reichs beraubt.
Mit der Gattin hierauf floh er,
Nichts ward seitdem von ihm gehört.
Um Damajanti's halb aber
Haben die Erde wir durchirrt;
Die Jugendliche doch fand ich
In dem Schloße des Sohnes dein.
Ihr ja ist an Gestalt keine
Von den Frauen vergleichbar sonst.
In beider Brauen Mitt' hat sie,
Angeboren, ein schönes Mal,
Die Braune, Lotosblum' ähnlich
Wards, verdeckt zwar, von mir gesehn;
Ein Fleck, der ihr zur Zier dienend,
Selbst von Brahma gebildet ward.
Begabt mit der Gestalt Anmut,
Mit dem Male versehen auch,
War die Königin mir erkennbar,
Wie durch Hitze verborg'ne Glut. —

Als die Rede gehört also
Des Sudêwas, o Wisen-Fürst,
Reinigt das Muttermal dorten,
Das verhüllte, Sunanda gleich.
Als gereinigt das Mal, glänzt es,
Wie Mond am Himmel wolkenlos.
Als Sunanda das Mal schaute
Und des Königs Mutter auch,
Weinend umarmten sie beide,
Ein Weilchen wie besinnungslos.
Die Tränen hemmend allmählich,
Sprach des Königs Mutter dann:
Tochter der Schwester mein bist du,
Mit dem Male versehene!
Deine Mutter und ich nämlich,
Töchter sind wir des Königs
Von Dasârna, des großgeist'gen,
Des Sudàman, o Reizende!
Bhîma'n wurde vermählt jene,
Wirawâhus ward mein Gemahl,
Die geborene, dich sah ich
In Dasârna, in Vaters Haus,
Denn wie des Vaters Haus dein ist,
So ist mein es, Vortreffliche!
Und wie mir dieses Reich höret,
Damajanti, so hört es dir. —

Mit erfreutem Gemüt sagte
Damajanti dies Wort zu ihr,
Nachdem sie sich gebeugt ehrsam
Vor der Schwester der Mutter dort:
Ohne gekannt zu sein hab' ich
Vergnügt gewohnt ja bei dir,
Jeglichen Wunsch erfüllt sehend,
Und beschützet allstets von dir;
Frohere Wohnung als frohe
Gibt es aber, ich zweifle nicht.
Mich, in der Fremde lang wohnend,
Sende, Mutter, zur Heimat nun,
Allwo die Kinder mein wohnen,
Die zwei kleinen, in Kundina;
Ihres Vaters beraubt, trostlos,
Sollen mich sie entbehren noch?
Wenn du zu Liebe mir also
Irgend etwas zu tun begehrst,
Nach Widarbha zu gehn wünsch' ich,
Einen Wagen gebiete mir. —

„Also sei es“, so sprach freudig
Zu ihr der Mutter Schwester dann.
In eines großen Heers Obhut,
Mit des Sohnes Bewilligung,
Entließ also die Glücksel'ge
Des Tschêdifürsts Erzeugerin,
Mit Speis' und Trank versehn reichlich,
In einer Sänfte ungesäumt.
Nach kurzer Zeit dann kam glücklich
In Widarbha die Fürstin an,
Wo die Verwandten all freudig
Sie mit Ehren empfingen nun.
Als gefunden sie wohl sämtlich
Die Verwandten, die Kinder auch,
Vater und Mutter auch beide,
Wie die Freundinnen insgesamt;
Ehrte die Götter sie demnach,
Die Berühmte, die Priester auch,
Hochfeierlicher Art wahrlich,
Damajanti, die Königin.
Den Sudêwas erfreut Bhîmas,
Der Fürst, mit tausend Kühen dann,
Der die Tochter zu sehn froh war,
Mit einem Dorf, mit Schätzen auch.
Als die Nacht dort gewohnt Bhaimi,
Die Edle in Vaters Haus,
Und ausgeruht anitzt, sagte
Diese Worte zur Mutter sie:
Wenn mein Leben dir ist teuer,
Mutter, Wahrheit verkünd' ich dir!
Zu finden den Gemahl sorge,
Meinen Nalas, der Männer Zier. —

Der Damajanti Wort hörend,
Ward betrübet die Königin,
Und mit Tränen bedeckt gab sie
Keine Antwort der Tochter drauf.
Als diesen Zustand wahrnahmen,
Damajanti's, die Frauen dort,
Erhuben großes Wehklagen
Diese, und alle weinten sehr.
Aber zu Bhîmas sprach itzo,
Dem Könige, die Gattin sein:
Damajanti, dein Kind, wisse,
Klaget um ihren Gatten sehr,
Auf Seit setzend die Zucht, hat sie
Zu mir also gesprochen, Fürst:
„Deinen Dienern befiehl, Mutter,
Meinen Nalas zu suchen mir.“
Als der König vernahm dieses,
Schickt' er treue Brahmanen aus,
Jeglicher Richtung nach schleunigst:
Nala'n strebet zu finden mir!“
Auf des Widarbhafürsts Sendung
Traten eilig die Priester dann
Vor Damajanti hin dorten:
„Wir gehen“, also sprachen sie.
Zu ihnen sagte dann Bhaimi:
In allen Ländern sprecht dies Wort,
Wo ihr Menschen vereint findet,
So hier wie dorten, für und für:
„Wohin entwichst du denn, Spieler,
Des Kleids Hälfte abschneidend mir,
Lieber die Lieb' im Wald schlafend
Zurücklassend, dein treues Weib?
Doch diese, wie Befehl folgend,
Also sitzet sie, harrend dein,
Gebrannt von heißem Leidwesen,
Von eines Kleides Hälft' umhüllt.
Ihr, die Tränen vergießt immer,
Fürstentsproßner! um jenes Leid,
Erzeige doch, o Held, Gnade,
Gegenrede verkünde ihr!“
{Dies und anderes noch saget,
Daß Erbarmen er üb' an mir;
Angefacht von Wind leget,
Feuer Wälder in Asche ja.}
„Denn Erhaltung und Schutz ziemet
Von dem Gatten der Gattin stets;
Warum entziehst du mir beides,
Da der Pflichten du kundig doch?
Weise wardst du und hochedel
Und mitleidig genannt stets,
Doch mitleidslos anitzt wardst du,
Fürcht ich, durch meines Glückes Fall.
O so übe doch, Mann-Löwe,
An mir Erbarmen, Menschenherr!
„„Heilige Pflicht ist Mitleiden“„,
Dieses hab' ich von dir gehört.“ —

Wenn nun einer euch antwortet
Auf die Rede, die ihr so sprecht,
Der ist Nalas, erforscht sorgsam,
Was er ist und allwo er weilt.
Wenn, die Rede von euch hörend,
Gegenrede euch gibt ein Mann;
Merkt euch jegliches Wort dessen,
Und verkündet's, o Priester, mir.
Doch, daß er ja nicht wahrnehme,
Daß ihr sprechet auf mein Geheiß,
Und daß bald ihr zurück kehret,
Darauf seiet mir wohl bedacht;
Und ob begütert sei jener,
Oder ob er in Armut lebt,
Ob er nach Reichtum sich sehnet,
Erforscht all sein Begehr und Tun. —

Vernommen dieses nun, gingen
Die Priester jeder Richtung nach,
Nalas zu suchen, den König!
Den in Elend versunkenen.
Stadt' und Länder und Ortschaften,
Hirtensitze, Einsiedelei'n,
Suchend Nalas, den Weltherrscher,
Ließen jene nicht undurchforscht.
Jene Rede getreu sprachen,
Hier und dorten, o Wisen-Fürst!
Sämtlich aus jene Hochweisen,
Wie Damajanti es gebot.


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