Pushpak Nalas und DamajantiZurück WeiterNews

Zwölfter Gesang

Als getötet der Wildjäger,
Sie mit Augen dem Lotos gleich,
Einem furchtbaren Wald naht sie,
Allwo einsam die Grille zirpt,
Wo Löwe, Panther, Hirsch, Tiger,
Büffel und Bär in Scharen haust,
Von Vögeln angefüllt vielfach,
Von wilden Räubern auch bewohnt,
Von Sâla's, Wenu's, Aswattha's,
Von Tinguda's und Inguda's,
Von Ardschuna's und Sjandana's
Beschattet, und von Sâlmaka's.
Mit Metallen versehn reichlich
Nahm sie vielerlei Berge wahr,
Und Gebüsche, umtönt allwärts,
Höhlen, erstaunlich anzusehn,
Flüsse, Seen und auch Teiche,
Wild und Vögel von mancher Art,
Zahlreich und von Gestalt schrecklich
Sah sie Riesen und Schlangen so,
Sümpfe ferner und Fischweiher,
Und Bergesgipfel jeder Art,
Wasserfälle und Bergströme
Sah sie, wundervoll anzusehn;
Scharenweise auch sah dorten
Die Tochter des Widarbha-Herrn
Büffelochsen, so wie Eber,
Bären und Waldesschlangen auch.
Mit Glanz und Ruhm und Glücksfülle
Und hoher Seelenkraft geziert
Waidarbhi, so umherwandelnd,
Den Nalas suchend dazumal,
Fürchtete nichts, die Fürst-Tochter,
Damajanti, im Walde dort.
Einer Wildnis genaht, furchtbar,
Vom Leid des Gatten ganz erfüllt,
Klagte Bhaimi, o Weltherrscher,
In der Betrübnis heißer Qual,
Um den Gatten sich abhärmend,
An eine Felswand angelehnt:

Von hoher Brust und großarmig,
O Nischadha-Beherrscher du!
Wohin bist du geflohen, König,
Mich verlassend im öden Wald?
Aswamêdha's (Pferdeopfer), so wie andre
Hochersprießliche Opfer, Held,
Vollbracht habend, o Mann-Löwe,
Handelst fälschlich du nun an mir?
Was du sagtest, o Glanzreicher,
Zu mir ehemals, o Trefflichster,
Dessen denke, o Glücksel'ger,
Jener Worte, o Fürsten-Zier!
Und was die Schwäne einst sagten
Zu dir, die Luftdurchwanderer,
Und zu mir was gesagt jene,
Dieses möchtest beachten du.
Die vier Wêda's ja nur einzig,
Nebst Upânga's und Anga's auch (1)
Wohl durchlesen, o Mann-Herrscher,
Eine Wahrheit ist einzig nur.
Darum solltest du, Feindtöter,
Wahr sie machen, o Männerfürst,
Die Rede, die zu mir vormals
Du gesprochen, o Mächtiger.
Ach! bin ich denn, o Schuldreiner,
Deine Liebe nicht mehr, o Held?
In diesem Wald, dem grauenvollen,
Warum antwortest du mir nicht?
Es verschlingt mich der furchtbare,
Weiten Rachens, Schrecklich zu schaun,
Heißhungrig dieser Waldkönig!
Warum willst du mich schützen nicht?
„Keine andre als du irgend
Ist mir treuer,“ so sprachst du sonst;
Wahr mache nun, o Glücksel'ger,
Die Rede, die du vormals, sprachst.
Mir, der klagenden, sinnlosen,
Der geliebten Gattin, Fürst,
Der ersehnten ersehnt, Schützer,
Willst du also erwidern nichts?
Die mager, blaß und armselig,
Mit Staub bedeckt, o Erdeherr!
Mit halbem Kleid umhüllt klaget,
Einsam, und wie verwaiset ganz,
Von der Herde getrennt gleichsam
Eine Hindin mit großem Aug,
Mich ehrst du nicht, o Ehrwürd'ger,
Die weinende, o Feindesschreck?
Die einsam hier umherirret,
Im großen Walde, großer Fürst!
Bhaimi ist's, die dich anredet,
Warum sprichst du erwidernd nicht?
Aus edlem Stamm, von Sinn edel,
Von Gliedern sämtlich schön zu schaun,
Dich soll ich heute nicht sehen,
Auf diesem Berge, Trefflichster!
Im Walde hier, dem grauenvollen,
Wo der Löwe und Tiger haust;
Liegend? oder vielleicht sitzend?
Oder vielleicht auch stehend wo?
Oder gehend vielleicht, Edler,
Vermehrer meines Herzeleids?
Wen frag' ich doch, betrübt also,
Deinethalber von Gram verzehrt:

„Hast du gesehn im Wald etwa
Den Fürst Nalas, begegnend ihm?“
Wer mag Kunde mir nun geben,
Hier im Walde, wo Nalas weilt,
Schöngestaltet, der hochherz'ge,
Der Vernichter der Feindesschar?
„Welchen du suchest, Fürst Nalas,
Dessen Auge dem Lotos gleicht,
Hier ist dieser!“ Von wem werd' ich
Hören wohl dieses süße Wort?
Großer Kinnladen, vierzähnig,
Ein vielbeglückter Waldesfürst,
Ein Tiger kommt heran eben,
Diesem nahe ich sonder Furcht:

Der Gebieter des Wilds bist du,
Hier in dem Walde Herrscher auch,
Damajanti bin ich, wisse,
Tochter des Königs von Widarbh,
Des Herrn von Nischadha Gattin,
Des Nalas, der den Feind erschlägt,
Einsam meinen Gemahl suchend,
Voll des Jammers, in Gram versenkt.
Gib mir doch Trost, o Wildkönig,
Wenn du Nalas gesehen hast! Oder,
Herrscher des Walds, wenn du
Nicht von Nalas mir Kunde gibst,
Verschlinge mich, o Wildkönig,
Von diesem Leid befreie mich! —

Es hört im Wald mein Wehklagen
Dieser König des Wildes selbst,
Und geht zu jenem Strom weiter,
Des Flut zum Meere fließet klar. —

Sieh! diese schöne Bergshöhe,
Hoher Gipfel vielfach versehn,
Die gen Himmel emporsteigen,
Glänzend in bunter Farben Pracht;
Mit Erzen, diesen Bergkönig,
Und Steinen vieler Art geziert,
Dem großen Walde hier gleichsam
Als Standarte emporgestreckt;
Von Löw' und Elefant, Tiger,
Von Hirsch, Eber und Bär bewohnt;
Überall vom Gesang tönend
Der Vögel, mannigfacher Art,
Mit Karnikar's, Dhawa's, Plakscha's
Geziert, in schöner Blüte Pracht;
Diesen werde ich nun fragen
Über Nalas, der Menschen Herrn:
Sel'ger, der Berge Zier sämtlich,
Ruhmvoll durch himmlische Gestalt!
Vielbeglückter! Schutzspender!
Heil sei, Träger der Erde, dir!
Ich grüße dich, genaht eben,
Fürstliche Tochter bin ich, wisse,
Und Fürsten-Schnur (Schwiegertochter), und Fürst-Gattin,
Damajanti, so ist mein Name.
Von Widarbha der Fürst nämlich
Ist mein Vater, der große Held;
Bhîmas heißet der Weltherrscher,
Die vier Kasten erhaltende,
Ein Vollbringer des Pferd-Opfers,
Des Râdschasûja-Opfers auch, (2)
Mit Kraft erfüllt, von Sinn edel,
Kundig der Pflichten, vielbeglückt,
Der das Widarbha-Reich schützet,
Dessen Feinde bezwungen all,
Dessen Tochter bin ich, wisse,
O Seliger! genaht dir. —

In Nischadha, o Bergkönig,
Wohnt mein Schwäher, der Männer Haupt,
Dessen Name bekannt allwärts,
Wîrasênas wird er genannt;
Dieses Königs Sohn aber,
Ein Held bewahrter Tapferkeit,
Der angeerbt das Reich lenket
Seines Vaters, dem Rechte nach,
Nalas nämlich, der Feindtöter,
Der Punjaslôkas auch genannt,
Wêda-kundig, beredt, fromm auch,
Rechtlich handelnd, des Feuers froh,
Ein Opf'rer, Geber, und Kämpfer,
Und ein Herrscher auch ganz und gar;
Dessen Gattin bin ich, wisse,
Fürst der Berge, hierher gelangt,
Des Glücks und des Gemahls ledig,
Herrenlos und in Weh versenkt
Meinen Gatten allhier such' ich,
Ihn, der trefflichsten Männer Zier.
Mit Gipfeln, die emporstreben
Gegen Himmel zu Hunderten,
Hast du Nalas gesehn etwa,
Hier in dem Walde voller Graun?
Ihn wie ein Löwen-Fürst tapfer,
Weise, Kränkung erduldend nicht,
Großarmig, dessen Wort wahrhaft,
Meinen Gatten, von hohem Ruhm,
Von Nischadha den Machthaber,
Hast du Nalas, gesehen nicht?
Warum willst du nicht, Bergkönig,
Mich die klagende, fürchtende,
Mit der Stimme allhier trösten,
Wie ein betrübtes Töchterlein? —

O Held, Tapfrer, des Rechts kundig,
Treu dem Worte, der Erde Herr,
Wenn du in diesem Wald weilest,
O so zeige dich mir alsbald!
Wann soll die Stimm' ich wohl hören,
Die mit lieblicher Tiefe tönt,
Wie Donner, jenes Mann-Löwen,
Die vergleichbar dem Amritam,
Waidarbhi,“ so mich anredend,
Des hochherzigen Königs,
Wêda-kündende, heilsame,
Meines Leidens Vertilgerin?
O tröste mich, die furchtsame,
Herr der Männer, dem Rechte hold! —

Also sprach sie zum Bergkönig,
Sie, aus fürstlichem Stamm entsproßt,
Damajanti, und ging weiter
Hierauf, nördlicher Richtung nach.
Als gewandert sie drei Tage
Und Nächte, sah sie, schönen Leibs,
Eine reizende Buß-Waldung,
Himmlischem Haine, gleich zu schaun,
Von Büßenden bewohnt, welche,
Wasischtha'n, Bhrigu'n, Atri'n gleich,
Frei von Begier und sehr mäßig.
Zähmungsbegabt, und reines Sinns,
Nur von Wasser und Luft lebend,
Oder sich nährend bloß von Laub,
Herrn der Sinne und hochselig,
Suchend den Weg zum Himmel nur;
In Baumrinde und Tierfelle
Gekleidet, frei von Sinnlichkeit,
Von Büßenden bewohnt sah sie
Reizenden Sitz der Einsamkeit.
Voll von vielerlei Wilds Scharen,
Angefüllt von Affen auch,
Von Büßenden bewohnt sehend
Den Wald, faßte sie Mut sogleich.
Schön von Brauen, von Haar, Hüften,
Von Haut schön auch, von Zähnen schön,
Die strahlende, berühmt allwärts,
Mit schönem, schwarzem, großein Aug,
Eintrat sie in die Waldwohnung,
Nala's des Fürsten liebes Weib.
Jene grüßend, die Buß'reichen,
Beugte in Ehrfurcht sie sich dort.

„Sei Willkomm uns!“ zu ihr sprachen
Also sämtlich die Büßenden.
Ihr erwiesen nach Brauch Ehre,
Geziemende, die Seher dort.
„Sitz genommen,“ zu ihr sagend,
„Womit sollen wir dienen dir?“
Zu ihnen sprach die Schönhüft'ge:

Geht's wohl den Heiligen gesamt,
Mit Büßung, heil'ger Glut Fristung?
Geht's dem Wilde, den Vögeln wohl?
Und geht's mit eigner Pflichtübung,
O Hochselige, wohl allhier?

Jene sprachen: Wohl geht's, Sel'ge,
Mit Allem, o Berühmte!
Sag', von Gliedern so liebreizend,
Wer bist du, was ist dein Begehr?
Die treffliche Gestalt sehend,
Deinen Glanz, den vortrefflichen,
Ward Erstaunen in uns rege;
O sei getrost, und fürchte nicht!
Bist du wohl dieses Walds Göttin?
Oder des Berges hier vielleicht?
Oder des Flusses? Glücksel'ge!
Sprich die Wahrheit, Ersehnte! —

Jene sprach zu den Einsiedlern:
Göttin bin ich des Waldes nicht,
Auch dieses Berges nicht, Priester,
Und die Göttin des Flusses nicht.
Ich bin menschliches Stamms, wisset
Sämtlich dieses, o Büßende!
Erzählen will ich's vollständig,
Höret solches von mir gesamt:
Widarbha schützt ein Weltherrscher,
Bhîmas genannt, der Erde Herr,
Dessen Tochter bin ich, wisset,
Ihr Trefflichsten des Priesterstamms!
Von Nischadha der Fürst, weise,
Nalas genannt, von hohem Ruhm,
Ein Held, der in der Schlacht siegreich,
Ist mein Gatte, der Wisen Herr,
Der die Götter verehrt eifrig,
Und ein Freund ist des Priesterstamms.
Des Nischadha-Geschlechts Schützer,
Hohen Glanzes, und hoher Kraft,
Wahrhaft, kundig des Rechts, weise,
Treu dem Worte, der Feinde Qual,
Fromm, den Göttern geweiht, glücklich,
Eroberer der Feindesstadt,
Nalas, der Fürsten Zier nämlich,
Dem Gott-Könige gleich an Glanz;
Er, mein Gemahl, der großäugig,
Dessen Antlitz dem Vollmond gleicht,
Der hohe Opfer bringt viele,
Der Wêda's und Wêdànga's kund,
Seiner Feinde im Kampf Tilger,
Mond und Sonne an Strahlen gleich;
Von gewissen unehrwürd'gen,
Falschen Gemüts und falschen Sinns,
Aufgefordert, der Weltherrscher,
Der Wahrheit und der Tugend froh,
Von spielkundigen, ruchlosen,
Verlor Hab' er und Königreich.
Dessen Gattin bin ich, wisset,
Jenes Fürsten der Könige,
Damajanti, genannt also,
Die den Gatten zu schaun sich sehnt.
Wüsteneien und Berghöhen,
Und auch Seen, und Flüssen auch,
Und den Teichen gesamt ferner,
Und den Wäldern auch ganz und gar,
Nah' ich, meinen Gemahl suchend,
Nalas, welcher im Kampf geübt,
Waffenkundig, den hochgeist'gen;
So kam betrübet ich hierher.
Wäre wohl diesem anmut'gen
Büßungswalde der Heiligen
König Nalas genaht etwa,
Der Beherrscher von Nischadha,
Weshalb diese unwegsame
Waldgegend ich, die schreckliche,
Betrat, die furchtbar grauenvolle,
Von Hirschen, Tigern auch bewohnt?
Einige Tage und Nächte
Annoch, und find' ich Nalas nicht,
Werd' ich der Seligkeit nahen
Durch Befreiung von diesem Leib.
Was soll das Leben mir nützen
Ohne jenen, der Männer Haupt?
Wie kann ich leben noch jetzo,
Von Leid erfüllt um den Gemahl? —

Zu ihr, die einsam so klagte,
Bhîma's Tochter im Walde dort,
Zu Damajanti nun sprachen
Die Buß'reichen, die Wahrheit schaun:
Glückliche Zukunft, Glücksel'ge,
Wird dir werden, Gesegnete!
Wir sehn kraft unsrer Bußübung,
Bald wirst du sehn den Nischadher.
Von Nischadha den Machthaber,
Den Nalas, der den Feind erschlägt;
Die Zier derer, die Recht üben,
Wirst du sehen, vom Leide frei,
Von den Sünden gelöst sämtlich,
Mit Edelsteinen schön geschmückt,
Und über jene Stadt wieder
Herrschend, den Feindebändiger,
Der Feindseligen Furchtgründer,
Tilger des Leids der Freunde sein,
Den Gatten wirst du schaun, Edle!
Aus edlem Stamm den Fürstensohn. —

Nala's liebem Gemahl kündend
Dieses, der Fürstentsprossenen,
Schwand nebst Einsiedelei, Feuer,
Opfergerät, der Büßer Schar.
Als dies Wunder geschaut jene,
Ward von Staunen ergriffen sie,
Damajanti, die schöngliedrig,
Wirasena's des Fürsten Schnur:
Ward ein Traumbild gesehn etwa
Von mir? was war dies für Gesicht?
Wo sind die Büßer hin sämtlich,
Wo der Einsiedeleien Kreis?
Wo jener Strom, der klarflut'ge,
Der von Vögeln besuchte Strom?
Wo die Bäume, die anmut'gen,
Mit Früchten, Blüten schön geziert? —

Lange sann sie, die schön lächelt,
Damajanti, des Bhîmas Sproß,
Um den Gemahl sich abhärmend,
Blassen Antlitzes stand sie da.
Andrer Gegend genaht demnach,
Mit tränenunterdrücktem Laut,
Klagt sie, die Augen voll Zähren,
Vor einem Leidlos-Baume dort. (3)
Dem schönsten Baum im Forst nahend,
Dem Baum Leidlos in Blütepracht,
Knospengeziert, dem anmut'gen,
Der von Vögelgesang umtönt:
„Ach dieser Baum! wie glückselig,
Mitten in diesem Walde hier!
Mit Blumen reich bekränzt strahlt er,
Wie ein glücklicher Bergesfürst!
Mache leidlos auch mich schleunigst,
O Leidlos du, so schön zu schaun!
Hast du, Leidlos! den furchtlosen
Fürsten allhier gesehn vielleicht,
Nalas genannt, den Feindtöter,
Der Damajanti lieben Mann?
Von Nischadha den Machthaber,
Hast meinen Liebsten du gesehn,
Gehüllt in einz'gen Kleids Hälfte,
Mit jugendlichem, zartem Leib,
Von Not gequält, den Mutvollen,
Diesem Walde genaht hier?
Daß leidenfrei ich gehn möge,
O Baum Leid los, dies mache du!
Sei wert des Namens, Baum Leidlos!
Leidlos, weil du das Leiden tilgst.“

Nachdem sie so den Baum Leidlos,
Die Betrübte, umwandelt hat,
Einem furchtbaren Land nahte
Die schöngliedrige Königin.
Bäume sah sie gar viel also,
Gar viele Flüsse nahm sie wahr,
Gar viele Berge, anmut'ge,
Gar vieles Wild und Vögel auch,
Und auch Höhlen, so wie Hügel,
Ström' auch, wunderbar anzusehn;
Des Bhîmas Tochter sah dieses,
Da sie Nalas, den Gatten sucht.
Als gewandert sie weit vorwärts,
Bhaimi, die lieblich lächelnde,
Einen sehr großen Zug sah sie,
Pferd', Wagen, Elefanten dort,
Der über einen Fluß setzte,
Klaren Wassers, voll Lieblichkeit,
In sanfter Flut dahin fließend,
Und mit Schilfrohr versehen reich,
Von Kurara's, so wie Krauntscha's,
Und von Kranichen auch besucht,
Voll Schlangen, Fischen, Schildkröten,
Mit Inseln schön geziert auch.
Als sie den Zug gesehn hatte,
Nala's Gattin, mit Ruhm erfüllt,
Da nahte sie, die Schönhüft'ge,
Begab sich mitten unter ihn.
Wie verstandlos zu sehn war sie,
Traurig, in halbes Kleid gehüllt,
Abgehärmt, blassen Antlitzes,
Staubbedeckten, verwirrten Haars.
Als die Leute erblickt jene,
Flohen ein'ge voll Furcht hinweg,
Sinnend blieben auch stehn andre,
Andre schrieen verwundert auf;
Ihrer spotteten auch andre,
Und es schmähten andre sie;
Andre fühlten Mitleiden,
Forschten also sie fragend aus:
Wer bist du, wessen, Glücksel'ge?
Oder was suchst du hier im Wald?
Staunen ergriff uns, dich sehend,
Hörst dem Menschengeschlecht du an?
Sag' uns, bist du des Walds Göttin,
Oder etwa des Berges hier?
Oder des Landes, Glücksel'ge?
Wir empfehlen uns deinem Schutz.
Bist du Jakschin (4) vielleicht, oder
Bist du Râkschasin (5) schönen Leibs?
Wer du auch sein magst, sei gnädig
Uns, und schütz' uns, Gesegnete!
Daß dieser Zug allhier baldigst
Unbeschädigt sein Ziel erreich',
Also füg' es, o Glücksel'ge,
Und daß Heil uns beschieden sei! —

Vom Zuge angeredt also,
Bhaimi, die fürstentsprossene,
Sprach dagegen, die hochedle,
Vom Leiden des Gemahls erfüllt;
Zum Zugführer, zum Zug sprach sie,
Zu der Menge gesamt allda,
Zu jung und alt daselbst, Kindern
Des Zugs, und zu den Edelsten:
Ich bin menschlichen Stamms, wisset!
Menschengebieters Tochter doch,
Und Fürsten-Schnur und Fürst-Gattin,
Die den Gatten zu sehn sich sehnt.
Widarbha's Fürst ist mein Vater,
Mein Gatte Fürst von Nischadha,
Nalas genannt, Den such' ich,
Unbesiegbar den Helden ihn.
Wißt ihr von ihm, dem Mann-Löwen,
O so zeigt mir den Liebsten an!
Meinen Gatten, den Mann-Fürsten,
Den Vernichter der Feindesschar. —

Zu ihr sagte, der Reizvollen,
Des großen Zuges Edelster,
Ein Kaufmann, dessen Name Sutschis:
Höre, Glückselige, mein Wort!
Ich bin des Zuges Anführer,
Ein Kaufmann, Lieblichlächelnde!
Einen Menschen mit Namen Nalas,
Sah ich, o Ruhmbegabte, nicht.
Büffel, Bären und auch Hirsche,
Tiger und Elefanten auch,
Seh' ich in diesem Wald allwärts,
Der von Menschen bewohnet nicht.
Dich, ein Frau'nbild, doch sonst seh' ich
Keinen Menschen in diesem Forst.
Sei Manibhadras uns gnädig,
Der Jakscha-Fürst, wie Wahrheit dies! —

Jene sprach zu den Kaufleuten
Gesamt, und zu dem Führer dann:
Wohin geht dieser Zug aber?
Dieses mögest du künden mir!

Zugführer:

Zu des Subâhus Stadt baldigst,
Des Tschêdi-Fürsts, der Wahrheit schaut,
Wird dieser Zug, Gewinn suchend,
Von hier, o Königstochter, gehn.


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(1) Die Anga's und Upânga's sind religiöse und wissenschaftliche Schriften, die mit den Wêda's in besonderer Beziehung stehen; darum werden erstere auch Wêdânga's genannt.
(2) Râdschasuja ist ein Opfer, welches ein König vollbringt unter Dienstleistung seiner überwundenen Könige.
(3) Der sanskritische Namen des Baumes, den ich hier Leidlos nenne, ist asoka, d. h. Kummerlos, aus der Verneinungspartikel a und soka, Kummer, Gram.
(4) Die Jakscha's sind die Diener Kuwêra's, des Gottes des Reichtums; die weibliche Form ist Jakschi, die ich durch Jakschin gebe.
(5) Die Râkschasa's sind dämonische Riesen; die weibliche Form ist Râtschasi.