Pushpak Nalas und DamajantiZurück WeiterNews

Neunter Gesang

Als gegangen der Roßlenker,
Wurde Nala'n, dem spielenden,
Entrissen all sein Gut dorten,
Vom Bruder, und sein Königreich.
Ihm, der sein Reich verlor, sagte
Mit Lächeln Puschkaras sodann:
Laß uns spielen annoch, König,
Was setzest du zum Spiele ein?
Damajanti ist noch übrig,
Alles hast du verloren sonst;
Damajanti darum setze
Ein zum Spiele, wenn dir's gefällt. —

Als des Puschkaras Wort hörte
Fürst Nalas, von gewaltgem Gram
Ward zerrissen das Herz diesem,
Nichts doch sagte dagegen er;
Sondern Puschkaras anblickend,
Vom Schmerze überwältiget,
Zog er vom Leibe nun sämtlich
Sein Geschmeide, der hochberühmt.
In eines einz'gen Kleids Hülle,
Seine Freunde betrübend sehr,
Wandert er aus der Stadt einsam,
Verlassend ein unendlich Glück.
Damajanti allein folgte,
Jegliches Schmucks beraubt, ihm nach.
Mit ihr wohnte der Fürst Nalas
Drei Nächte draußen vor der Stadt.
Doch Puschkaras, der Weltherrscher,
Macht den strengen Befehl bekannt:
„Wer sich Nala'n vereint findet,
Mit dem Tode wird der bestraft.“
Des Puschkaras Befehl fürchtend,
Seine schreckliche Drohung auch,
Wagte der Bürger drum keiner,
Aufnahme zu gewähren ihm.
Nah der Stadt findet Aufnahme
Nicht der Aufnahmewürdige.
Drei Nächte wohnte so Nalas,
Sich von Wasser ernährend nur,
Von Hunger sehr geplagt dorten,
Früchte suchend und Wurzeln auch.
Der König ging hierauf weiter,
Und Damajanti folgt' ihm nach.
Von Hunger sehr geplagt aber
Erblickt Nalas nach langer Zeit
Sakuna's, einen Schwarm, glücklich,
Mit goldähnlichen Fittigen;
Und es dachte bei sich also
Der starke Fürst von Nischadha:
Zur Speise werden mir heute
Diese dienend ein Kleinod sein. —

Das Gewand warf er dann schleunigst,
Das ihn deckt, auf die Sakuna's.
Mit dem Kleide zugleich aber
Erhoben jene Vögel sich.
Die Luftwanderer, auffliegend,
Sprachen also zu Nalas dann,
Der auf dem Boden stand nackend,
Traurig sehr, und das Haupt gesenkt:
„Wir sind die Würfel, Sinnloser!
Genaht, dein Kleid dir zu entziehn,
Denn wir konnten uns nicht freuen,
Daß ein Gewand dir übrig blieb. —

Die Sakuna's entfernt sehend
Und sich selber des Kleids beraubt,
Zu Damajanti dann sagte
Punjaslôkas, der Männerfürst:
Um deren Grimm, o Huldreiche,
Ich beraubt bin des Königtums,
Und meine Nahrung nicht finde,
Hungrig, im Geiste sehr betrübt;
Um derentwillen Aufnahme
Mir nicht boten die Nischadher,
In Sakuna-Gestalt haben
Mein Gewand mir entzogen Die.
In unendliche Not sank ich,
Betrübet, meines Sinns beraubt.
Dein Gatte bin ich, hör also
Ein ersprießliches Wort von mir:
Vielfältig diese Landstraßen
Laufen südlicher Richtung nach,
An Awanti vorbei beugend,
An Rikschawân dem Berge auch.
Dies ist Windhja, die Bergshöhe, —
Pajôschni, die zum Meere fließt; —
Waldwohnungen von' Hochweisen,
An Früchten und an Wurzeln reich;
Dies ist der Weg von Widarbha,
Nach Kôsala führt jener hin;
Weiter südwärts von dort aber
Ist das südliche Land sodann. —

Dieses sagte der Fürst Nalas,
Auf Damajanti's Heil bedacht,
Bhîma's Tochter zurechtweisend,
In der Seele betrübet sehr.
Aber von Schmerz erfüllt jene,
Mit tränenunterdrücktem Laut,
Sprach jetzt Bhaimi zu Fürst Nalas
Diese klägliche Rede dort:
Im Busen schlägt mein Herz bebend,
Es lösen sich die Glieder mein,
Wenn ich, König, dein Vorhaben
So überdenke für und für.
Des Reichs und Guts beraubt, kleidlos,
Von Durst, Hunger gequält auch,
Kann ich, dich in des Walds Öde
Zurücklassend, von dannen gehn?
Wenn du wirst müde sein, hungrig,
Gedenkend des verlornen Glücks,
In des schrecklichen Walds Öde,
Werd' ich tilgen die Müdigkeit.
Nichts ja gleichet dem Weib, wahrlich!
Von Ärzten wohl erprobt ist es
Für jedes Leid ein Heilmittel;
Diese Wahrheit verkünd' ich dir!

Nalas:

Wie du sagtest, so ist's eben,
Damajanti, voll Jugendreiz!
Der Gattin gleicht kein Freund sonsten,
Als Trost für den betrübten Mann.
Auch möchte dich ich nie lassen,
Schüchterne, warum zagest du?
Ich verließe mich selbst selber,
Aber dich nicht, mein teures Gut!

Damajanti:

Und wenn du mich, o Weltherrscher,
Zu verlassen gedenkest nicht,
Warum zeigst du den Weg, welcher
Hin nach Widarbha führet, mir?
O ich verstehe, Mann-Herrscher!
Verlassen wollest du mich nicht!
Deines Sinnes beraubt kannst du
Mich zu verlassen denken nur.
Zu der Heimat den Weg zeigst du,
O Trefflichster der Männer all,
Unermeßlichen Schmerz häufend
Auf mich, du, der den Göttern gleich!
Wenn du aber bei dir denkest:
„Zu den Verwandten mag sie gehn!“
Laß uns beide sofort eilen
Gegen Widarbha, wenn du meinst!
Ehrbar wird dich empfangen dorten
König Bhîmas, o Trefflicher!
Hochgeschätzt von ihm, König,
Wohnst du vergnügt in unsrem Haus.


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