Pushpak Nalas und DamajantiZurück WeiterNews

Vierter Gesang

Sprach, die Götter zuvor preisend,
Lächelnd Bhaimi zu Nalas dann:
Sei mir nach Wunsch geneigt, König!
Womit mag ich dir dienen wohl?
Ich selber und was mein irgend
Ist von Habe und Eigentum,
Alles dieses sei dein; schenke
Die erwartete Neigung mir.
Kunde, die mir ein Schwan brachte,
Diese brennt, o Gebieter, mich.
Deinetwegen allein hab' ich
Hier versammelt die Könige.
Doch wenn du mich, o Huldreicher,
Die Liebende verschmähen wirst;
Ein Strick, Gift, oder Feu'r, Wasser,
Wird den Tod mir bereiten dann. —

Von Bhaimi angeredt also,
Sagte Nalas dagegen dies:
Während Götter um dich werben,
Begehrest eines Menschen du?
Die erhabenen Weltschöpfer,
Die großgeistigen Herrscher, sie,
Deren Fußstaub ich nicht gleiche,
Gen diese wende sich dein Herz!
Wenn den Göttern tut Unliebes
Ein Sterblicher, naht er dem Tod.
Rette mich, o Ziervolle,
Wähle der Götter Trefflichste!
Kleider in hoher Pracht glänzend,
Und bunte Kränze, himmlische,
Warten deiner, und Schmuck köstlich,
Wenn den Göttern du dich vereinst.
Der diese Erde hier gänzlich
Ergreifend wiederum verschlingt,
Er, der Himmlischen Herr, Agnis,
Wer mag Den zum Gemahle nicht?
Vor dessen Stabes Furcht wahrlich
Die vereinigten Wesen all
Das Recht ehren, der Gott Jamas,
Wer mag Den zum Gemahle nicht?
Den erhab'nen, den rechtsamen,
Der Dânawa's und Daitja's Schreck, (1)
Indras, den hohen Gott-König,
Wer mag Den zum Gemahle nicht?
Lasse Zweifel nicht obwalten,
So im Geiste du dir erkörst
Den Warunas der Welthüter;
Höre des Freundes Stimme doch! —

Von Nalas angeredt also,
Sprach Damajanti dieses Wort,
Die beiden Augen voll Zähren,
Die der Kummer erpresset ihr:
Sämtlich die Götter anbetend,
O Beherrscher der Erde du,
Wähl' ich dich zum Gemahl selber;
Diese Wahrheit verkünd' ich dir. —

Zu ihr sagte der Fürst Nalas,
Die da zitternd in Demut stand:
Als Bote kam ich her, Schöne,
Kann ich handeln für mich anjetzt?
Und gegeben mein Wort hab' ich,
Göttern hab' ich gegeben es;
Was ich für sie begann, kann ich
Zu eignem Besten enden dies?
Es ist Pflicht. — Wenn für mich etwas
Ich unternehme dermaleinst,
Für mich werde ich dann handeln;
Dieses bedenke, Treffliche! —

Da sprach, die lieblich schön lächelt,
Mit tränenunterdrücktem Laut,
Damajanti zu Fürst Nalas
Diese Rede allmählich nun:
Gefunden einen Weg hab' ich,
Einen sicheren, Männerfürst,
Auf welchem Schuld dich nicht treffen
Möge, König von Nischadha!
Du selbst, Trefflichster, und Indras,
Und die anderen Götter auch,
Kommen sollt ihr vereint alle
Zum Orte meiner Gattenwahl
Vor den Himmlischen dort werde
Zum Gemahle ich dich sodann
Auserwählen, o Mann-Löwe!
Und treffen wird dich keine Schuld. —

Diese Rede gehört habend,
Kehrte Nalas der Fürst sodann
Zu dem Orte zurück, wieder,
Wo sein warten die Himmlischen.
Ihn gewahrten die Welthüter,
Den nahenden, die hehren Herrn,
Fragten, die ihn gesehn, schleunigst
Nach dem Ausgang der Sache ihn:
Hast du also gesehn, König,
Damajanti die liebliche?
Was verkündet sie uns allen?
Sprich, Erdeherr, von Sünden rein!

Nalas:

Abgesendet von euch bin ich
Der Damajanti Schloß genaht,
Durch's große Tor hinein trat ich,
Das alten Hütern anvertraut.
Den Eintretenden, mich dorten,
Hat niemand wahrgenommen auch,
Ausgenommen die Fürst-Tochter;
Denn mich barg eure hohe Macht.
Ihre Freundinnen auch sah ich,
Ward von ihnen gesehen auch.
Es verwunderten sich alle,
Die mich sahen, o Götterherrn!
Während ihr um sie werbt aber,
Sie mit lieblichem Angesicht,
Wählt mich selber, die Sinnlose,
O Trefflichste der Himmlischen!
Das Mädchen sprach zu mir: „Kommen
Sollen die Hocherhabenen
Mit dir selber, o Mann-Löwe,
Zum Orte meiner Gattenwahl.
Vor den Himmlischen dort werde
Zum Gemahle ich dich sodann
Auserwählen, o Kraftvoller,
Und treffen wird dich keine Schuld.“ —

Also sprach sie. Erzählt hab' ich,
O Götter, nach der Wahrheit dies.


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(1) Die Daitja's oder Asura's sind den Göttern feindliche Dämonen, die Titanen der indischen Mythologie. Sie stammen von Kasjapas, welcher dreißig Töchter des Dakschas zu Gemahlinnen hatte, darunter Diti und Aditi. Mit der ersten zeugte er die Asura's, die nach dem Namen ihrer Mutter Daitya's oder Daiteja's genannt werden, mit der anderen die De'wa's oder unteren Götter. Der Name D â n a w a gilt gewöhnlich für gleichbedeutend mit Daitya und kommt von Danu, wie es scheint ein Beiname der Diti, wenigstens wird Danu ebenfalls als Gattin des Kasjapas und Tochter des Dakschas angeführt. An unserer Stelle aber scheint der Dichter unter dem Ausdrucke daity addnaeamardana, d. h. „Daitja - Danawa- Zermalmer“, sich verschiedene Geschlechter von Asuren, und unter Diti und Danu, wovon die beiden vereinigten Patronymica abstammen, verschiedene Personen gedacht zu haben; denn „Diti-geborene Söhne der Danu“ wollte er wohl schwerlich sagen.