Pushpak Nalas und DamajantiZurück WeiterNews

Zweiter Gesang

Als die Worte gehört Bhaimi,
Welche der Schwan zu ihr gesagt,
War sie alsbald nicht mehr eigen
Sich selber, dächt' an Nalas nur;
Nachsinnend stets und schwermütig,
Traurig, entfärbten Angesichts,
Seufzte nur und wehklagte,
Sich hingebend dem Herzeleid;
Aufwärts richtend den Blick war sie
Von Liebe überwältigt ganz.
Schlaf gewährte ihr nicht Freude
Und Speise keine Labung mehr,
Kann weder Nachts noch Tags ruhen,
„Weh mir“ sprach sie, die weinende.
Es gewahrte den wehvollen
Zustand Bhaimi's der Mädchen Schar.
Diese machte sogleich Bhîma'n,
Widarbha's mächt'gem Könige
Kund den Zustand der gramvollen
Damajanti, die außer sich.
Als die Rede gehört hatte
Von der Freundinnen Schar der Fürst,
Erwog dieser im Geist' also
Den Zustand seines Töchterleins:

„Was könnte wohl veranlassen
Meiner Tochter so großes Leid?“
Der Jugend Blüte dann denkend,
Welche Bhaimi anitzt erreicht,
Zu vermählen beschloß dieser
Damajanti nach freier Wahl.
Laden ließ nun alsbald Bhîmas
Die Erdeherrn an seinen Hof:
„Die Helden sollen beiwohnen
Der Gattenwahl,“ verkündet er.
Als die Fürsten gehört alle
Von Damajanti's Gattenwahl,
Kamen alle herbei schleunigst
Auf des Königs Bhîmas Wort,
Mit großem Lärm die Erd' füllend,
Mit Wagen, Roß und Elefant,
Begleitet auch von Heerscharen,
Die mit Blumen geziert schön.
Bhîmas mit großem Arm aber
Empfing die Fürsten hohen Geists,
Ehr' erweisend nach Brauch ihnen;
Sie wohnten hochgeehrt allda. —

Doch zu derselben Zeit waren
Hoher göttlicher Seher zwei,
Großgeistige, umherwandernd,
Zu Indra's Welt von hier gelangt,
Treu dem Gelübde, hochweise,
Nâradas und auch Parwatas.
Indra's Wohnung genaht wurden
Sie nach Würde empfangen dort;
Sie begrüßte der Gott-König,
Fragte nach ew'gem Wohl und Heil.

Nâradas:

Beiden ist Heil uns, Gott-König,
O Herrscher, all durchdringend Heil.
Auf der Erde ist Heil sämtlich
Auch den Fürsten, Erhabener! —

Hörend Nârada's Wort, fragte
Er, der Balas und Vritras schlug: (1)
Der Erde Herrn, des Rechts kundig,
Die ihr Leben dem Kampfe weihen,
Zu ihrer Zeit den Tod findend,
Nicht abwendend das Angesicht,
Wo sind die Krieger all itzo,
Die Helden? Keinen sehe ich
Heran kommen, der Erdherrscher,
Der geliebten Gäste mein? (2)

Von Indras angeredt also,
Sprach Nâradas dagegen dann:
Hör', Erhab'ner, warum itzo
Du keinen siehst der Könige:
Von Widarbha des Fürsts Tochter,
Damajanti, so ist ihr Name,
Zeichnet sich vor den Frau'n sämtlich
Auf der Erde durch Schönheit aus.
Die soll einen Gemahl wählen,
In kurzem, aus der Fürsten Schar.
Dort hin eilen deshalb Kön'ge
Und Königssöhne allzumal,
Um die Perle der Frau'n werbend,
Von Sehnsucht überwältiget. —

Während Nâradas sprach, waren
Genaht dem Herrn der Himmlischen,
Agnis voran, die Welthüter, (3)
Die Häupter der Unsterblichen,
Hatten darum gehört dorten,
Was der Seher für Kunde gab.
Und es sagten entzückt diese:
„Wohlan, wir gehen auch dahin!“ —

Alle gingen sie dann plötzlich
Mit Gefolge, mit Wagen auch,
Gen Widarbha, die Welthüter,
Wo versammelt die Könige.
Nalas jedoch der Erdherrscher,
Hörend der Könige Verein,
Wohlgemutet herbei kam er,
Der Damajanti zugetan.
Und die Himmlischen sahn diesen,
Den Nalas dorten auf dem Weg,
Der mit Körper ein Anangas
Durch Gestalt und der Schönheit Reiz.
Als gewahrten die Welthüter
Ihn, der strahlenden Sonne gleich,
Standen sie entschlußlos alle,
Ob der schönen Gestalt erstaunt.
In den Lüften hierauf hemmten
Ihre Wagen die Himmlischen,
Sprach zu Nalas sodann Indras,
Der zur Erde gekommen war:
Höre, Nischadha-Fürst, König!
Nalas, Sprecher der Wahrheit du!
Einen Dienst sollst du uns leisten,
Als Bote, Fürst der Sterblichen!


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(1) Balas und Writras sind zwei von Indras erschlagene Dämonen
(2) Die Seelen der im Kampfe erschlagenen Kschatrija's gelangen zu Indra's Himmel; darum nennt derselbe sie seine Gäste.
(3) Agnis, Gott des Feuers, steht als Welthüter dem Südosten vor. Die übrigen hier erscheinenden Welthüter, sind der Luftgott Indras, Herr des Ostens; der Wassergott Warunas, Herr des Westens; und Jamas, Gott der Gerechtigkeit, des Todes und Herrscher der Unterwelt, dem als Welthüter der Süden zugeteilt ist, der aber hier, da die übrigen genannten Welthüter Personifikationen von Elementen sind, wohl die Erde vertreten soll.